Greis und sein Olympia-Märchen: „Werde ich nie vergessen“

München (dpa) - An den Moment, an dem sein Olympia-Märchen begann, erinnert sich Michael Greis noch ganz genau. „Den Tag werde ich nie vergessen. Als es geschafft war, war da Freude pur. Ich wusste, dass sich meine Investition in den Sport ausgezahlt hat“, sagt der Allgäuer.

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Zehn Jahre danach wird er am Donnerstag als Eurosport-Experte den Weltcup-Sprint der Männer (16.30 Uhr) in Presque Island/USA kommentieren. Greis ist schon dreieinhalb Jahre kein Biathlet mehr, der mittlerweile 39-Jährige schreibt gerade an seiner Bachelor-Arbeit im Studiengang „International Management“. „So wie ich mich im Sport über Leistung definiert habe, so möchte ich mich auch jetzt in einer gewissen Art und Weise qualifizieren. Und da ist das Studium die Basis. Wichtig ist, dass ich später einen Job mache, der mir Spaß macht.“

2006 war Greis mit großen Ambitionen nach Turin gereist. Immerhin war er Vize-Weltmeister und Weltcup-Spitzenreiter im 20-Kilometer-Einzel. „Ich wusste, dass ich best möglichst vorbereitet war. Ich wusste, dass ich alles gemacht habe, um erfolgreich zu sein. Ich bin runtergefahren, um eine Medaille zu gewinnen. Definitiv.“ Es wurde Gold und das“, sagt Greis, „war für mich die Initialzündung.“ Der Skijäger war bei den Winterspielen in Turin der erste deutsche Goldjunge.

Am Ende hatte der in Füssen geborene Biathlet geschafft, was keinem deutschen Wintersportler vor ihm gelang und bislang keinem nach ihm gelungen ist. Nach seinem Einzel-Triumph am 11. Februar 2006 gab es noch Staffel-Gold und am Ende den Coup im Massenstart. Im Olympia-Finale mussten damals der Pole Tomasz Sikora und der Norweger Ole Einar Björndalen nach dem letzten Schießen in die Strafrunde. „Die Chance habe ich genutzt“, erinnert sich Greis. „Und so habe ich die Heimreise mit drei Goldmedaillen antreten dürfen. Was natürlich historisch und sensationell war.“

Im Rückblick bezeichnet Greis das, was nach dem Gold-Hattrick kam, als „abartig“. Der Hype um seine Person, die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, damit umzugehen, das musste er erst einmal lernen. „Diese Resonanz auf das Gold war der Wahnsinn.“ Aber die neue Wertschätzung habe auch Spaß gemacht. Und sie hat sich ausgezahlt. „Olympia-Gold wirkt sich natürlich wirtschaftlich aus.“

Im Jahr darauf holte sich Greis die Weltcup-Gesamtwertung und WM-Gold im Massenstart. „Damals war für mich die sportliche Weiterentwicklung wichtig. Ich wollte mich nicht als Olympiasieger feiern lassen und keine Leistung mehr bringen.“

Vier Jahre nach seinem Rücktritt - nach Platz 67 im ersten Rennen der Saison 2012/13 - freut sich Greis auf das Berufsleben. „Wo es genau hingeht, weiß ich noch nicht genau. Klar, der Sport ist meine Leidenschaft, das wäre sicherlich eine Perspektive, die Option, die ich mir gerne offen lassen würde.“ Einen Trainer-Job strebt er „eher nicht“ an. „Sonst wäre ich direkt eingestiegen. Aber ausschließen soll man nie etwas. Es kann in alle Richtungen gehen. Auch abseits vom Sport. Mal sehen, was auf mich zukommt.“