Nach Kritik: Neuner soll in Verband eingebunden werden
Oberhof (dpa) - Nach der Kritik von Magdalena Neuner an den Strukturen im Deutschen Skiverband (DSV) hofft DSV-Sportdirektorin Karin Orgeldinger auf eine Zusammenarbeit mit der Biathlon-Rekordweltmeisterin.
„Ich würde mir wünschen, dass sie für uns im Skiverband in weiteren Bereichen eingebunden werden kann, sofern es ihre Familie zulässt. Dann haben wir vielleicht einige Möglichkeiten“, sagte Orgeldinger beim DSV-Medientag in Oberhof.
In zwei Wochen will sich die 46-Jährige mit Neuner in deren Heimatort Wallgau treffen. „Das Gespräch ist geplant. Lena ist eine Ausnahme-Athletin, die der DSV glücklicherweise in seinen Reihen weiß. Ich sehe sie noch bei uns“, meinte Orgeldinger. Hinsichtlich Strukturen und Trainingsmethodik hatte Neuner den DSV in einem Zeitungsinterview mit den Worten kritisiert, „da ist alles verkrustet und alteingesessen, es wird nicht weiter gedacht“.
Björn Weisheit, beim DSV als Sportlicher Leiter für den Bereich Biathlon zuständig, kündigte derweil als Konsequenz aus dem Debakel der Biathletinnen bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi eine verbesserte Nachwuchsförderung an. „Wir hatten mit Athletinnen wie Uschi Disl, Kati Wilhelm, Magdalena Neuner oder Andrea Henkel Sportlerinnen, die immer Medaillen geholt haben. Wenn die Dinge gut laufen, wird ein bisschen das Hinterland, also der Nachwuchs, vernachlässigt“, sagte Weisheit.
Die Damen hatten in Sotschi erstmals keine Olympia-Medaille geholt. „Das geschieht nicht von heute auf morgen. Das war ein Prozess, der sich über 10, 15 oder 20 Jahre eingeschlichen hat“, meinte Weisheit. Doch nicht allein die Nachwuchsförderung steht im Fokus. Es ginge „auch um Trainingsmethodik und -strukturen, Trainerausbildung und Philosophien“, erklärte Weisheit und betonte. „Das geht aber nicht von heute auf morgen.“
Auf den Nachwuchs setzen ab der kommenden Saison vor allem die Damen um Bundestrainer Gerald Hönig, zumal mit Andrea Henkel die Letzte aus der Goldenen Generation zurückgetreten ist. „Der Fokus liegt ganz klar auf der Jugend“, sagte Hönig. Für die wegen eines Dopingvergehens für zwei Jahre gesperrte Evi Sachenbacher-Stehle stünden die Türen zurück ins Team offen. „Aber sie muss sich normal über unsere Nominierungskriterien für die Mannschaft qualifizieren. Ob sie das will, weiß ich aber nicht“, sagte Hönig.
Bei den Sotschi-Spielen war bei Sachenbacher-Stehle das im Wettkampf verbotene Methylhexanamin nachgewiesen worden. Vom Weltverband IBU war die zweimalige Langlauf-Olympiasiegerin mit der Höchststrafe von zwei Jahren Sperre belegt worden. Die 33-Jährige kämpft derzeit vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS um eine Verkürzung ihrer Strafe. Hönig rechnet mit einem milderen Urteil. „Ich rechne mit einer Verkürzung der Strafe. Ihr Vergehen mit EPO-Dopern zu vergleichen, halte ich für überzogen und ungerecht“, sagte er.