Neuner freut sich auf ihr Abschiedsrennen
Gelsenkirchen (dpa) - Ihr Gewehr hat Magdalena Neuner eine gefühlte Ewigkeit nicht benutzt. Bei ihrem Abschiedsrennen will sich die Biathlon-Rekordweltmeisterin dennoch von ihrer besten Seite zeigen.
„Das wird spannend, die Leute sollten nicht so nah bei den Scheiben sitzen“, sagte die 25-Jährige im Scherz. Sie glaubt aber nicht, dass sie sich eklatante Fehlschüsse leisten wird: „Ein paar Scheiben werden wohl stehen bleiben, aber Schießen ist Fahrradfahren, das verlernst du nicht.“
Vor dem Showevent am Samstag in Gelsenkirchen zeigte sich Neuner gewohnt charmant, betont locker und voller Vorfreude. „Ich will es genießen, noch mal in die Atmosphäre einzutauchen, um dann mit einem großen Knall auf Wiedersehen zu sagen“, meinte die Wallauerin.
Für tolle Stimmung in der ausverkauften Arena des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 werden rund 50 000 Zuschauer sorgen. Neun Monate nach ihrem offiziellen Karriereende ist Neuners Abschied eingebettet in die 11. Auflage der World Team Challenge. Die mit 156 000 Euro dotierte Veranstaltung, bei der zehn Mixed-Paare antreten, wurde bewusst für Neuners letzten aktiven Auftritt gewählt. „Schalke liegt mitten in Deutschland. Das hat Symbolcharakter, möglichst viele Fans können kommen“, erklärte Neuner.
In einem reinen Damenrennen tritt Neuner in der Pause des Teamwettbewerbs gegen ehemalige Wegbegleiterinnen wie Sabrina Buchholz oder Steffi Hildebrand an: „Es sind Mädels, die mir wichtig sind.“ Wegen einer Erkrankung hat die schwedische Weltmeisterin Helena Ekholm allerdings kurzfristig abgesagt.
Auf die fünf Runden über 1,2 Kilometer und vier Schießeinheiten hat sich Neuner speziell vorbereitet. „In den letzten Tagen habe ich beim Langlauf ein paar Sprints eingebaut“, sagte die Olympiasiegerin. Und: „Die Mädels sollen sich warm anziehen.“ Bei allem Ehrgeiz, den sie noch habe, stehe der Sieg keineswegs im Vordergrund: „Wichtig ist, dass wir alle Spaß haben. Ich werde nicht in Tränen ausbrechen, wenn mich jemand überholt.“
Es war für sie ein „komisches Gefühl“, erstmals seit dem vergangenen März wieder ein Gewehr gehalten zu haben. Das Gerät hatte sie im Frühjahr ihrer Schwester Anna gegeben, für das Abschiedsrennen erhielt es Magdalena Neuner zurück und hat sofort ihre alten Markierungen wieder angebracht: „Einerseits war es vertraut, auf der anderen Seite ganz weit weg.“ Erste Schießübungen will sie erst vor dem Wettkampf am Samstag machen.
Mit dem Biathlon habe Neuner längst abgeschlossen, ein Comeback ist kein Thema. Ihr Kalender sei auch ohne Biathlon voll. In Gelsenkirchen wolle sie aber nochmals die Gänsehaut-Atmosphäre genießen. Nur einmal, 2006, nahm sie an der Seite von Michael Rösch an dem Mixed-Wettbewerb teil, sagte weitere Starts zugunsten der Weltcups regelmäßig ab: „Jetzt passt es, um das Thema Biathlon endgültig zu schließen und dann gemütlich ein Glas zu trinken.“