Neuner lobt Biathletinnen nach Staffelsieg
Hochfilzen (dpa) - Magdalena Neuner fand die Leistungen ihrer Nachfolgerinnen einfach nur „großartig“. Nach dem unerwarteten Staffelsieg der deutschen Skijägerinnen beim Weltcup in Hochfilzen gratulierte die Biathlon-Rekordweltmeisterin via Facebook: „So kann's weitergehen“.
Die frühere Ausnahmekönnerin freute sich nicht nur über den ersten emotionalen Höhepunkt des Winters. Sondern auch darüber, dass das junge deutsche Team mit starken Platzierungen in Sprint und Verfolgung zeigte: Die Zukunft des deutschen Frauen-Biathlons ist vielleicht doch nicht so schwarz wie sie angesichts des notwendigen Neuaufbaus gemalt wurde.
„Wir wussten ja vorher schon, dass wir es können. Nur alle anderen wussten es noch nicht“, gab Franziska Hildebrand lachend und sichtlich gelöst zu Protokoll: „Das ist gut für die Außendarstellung, dass alle sehen, wir sind ein gutes Team, auch wenn wir jung sind.“
Auch die Herren untermauerten mit den Plätzen zwei und drei im Sprint durch Simon Schempp und Andreas Birnbacher ihren Anspruch, absolut konkurrenz- und siegfähig zu sein. Mit der Staffel hatte es indes nur zu Platz fünf gereicht.
Einen Tag nach dem überraschenden wie gleichermaßen überwältigenden Staffelerfolg durch Luise Kummer, Franziska Hildebrand, Vanessa Hinz und Franziska Preuß bestätigten am Sonntag in der Verfolgung Preuß als Siebte, Hildebrand als Achte und Hinz als 14. die guten Ergebnisse der vorherigen Rennen. Bereits im Sprint hatten Hildebrand (5.), Hinz (6.) und Preuß (10.) es in die Top 10 geschafft. „Wenn der Neuaufbau so beginnt, macht das schon Spaß“, bekannte Bundestrainer Gerald Hönig.
Der Coach will das jüngste Team seit der Wiedervereinigung behutsam an die Weltspitze und zu alten Erfolgen führen. Euphorie ließ er aber gar nicht erst zu: „Wir sollten nicht so blauäugig sein und erwarten, dass es von Woche zu Woche so weitergeht. Es wird wieder Rennen geben, wo man sieht, dass die Mädchen noch sehr jung sind und nicht diese Stabilität haben.“
Miriam Gössner würde derweil nach ihrem folgenschweren Blackout die Tage von Hochfilzen am liebsten aus ihrem Gedächtnis streichen. Die Erfolge im Pillerseetal erlebte sie nicht mehr mit, sie war am Samstagmorgen nach Hause gereist. Tags zuvor hatte sie im Sprint eine Strafrunde vergessen und verpasste wegen einer Zeitstrafe die Qualifikation für den Verfolger. „Das war sicher ein mentaler Tiefschlag für sie“, sagte Hönig, der nun auch als Psychologe gefragt ist. Gössners Comeback verlief mit den Plätzen 51, 58, 68 und 93 bisher nicht wie erhofft. „Sie braucht noch Zeit“, mahnte Hönig. Noch ist offen, ob Gössner weiter im Weltcup läuft oder eine Pause bekommt.
Auf den ersten Sieg ihrer Teamgefährtinnen gleich im ersten Mannschaftswettbewerb hätten wohl nur die wenigsten gewettet. Nach dem Karriereende von Grande Dame Andrea Henkel, dem Dopingskandal und Rücktritt von Evi Sachenbacher-Stehle ist das einst siegverwöhnte deutsche Frauen-Team mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren im Umbruch. Die kritische Berichterstattung im Vorfeld der Saison war eher Ansporn als Ärgernis. „Es macht jetzt umso mehr Spaß zu zeigen, dass wir es doch drauf haben. Wir können ganz zuversichtlich sein. Ich freue mich schon auf Pokljuka, wo wir wieder angreifen wollen“, meinte Preuß.