Neuner will gleich WM-Gold - Team stapelt tief
Ruhpolding (dpa) - Magdalena Neuner will beim WM-Auftakt gleich nach Gold greifen, der Rest der deutschen Mixed-Staffel stapelt lieber tief. „Über die Goldmedaille rede ich nicht. Wir müssen schauen, dass wir unsere Leistung abrufen“, sagte Andreas Birnbacher.
„Das Wichtigste ist, dass wir eine Medaille schaffen. Das nimmt ein bisschen den Druck“, meinte Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer. „Alle Nationen gehen in Bestbesetzung an den Start. Er wird nicht einfach vorne reinzukommen“, meinte Andrea Henkel.
Magdalena Neuner dagegen ging voll auf Angriff. „Wir haben eine Superchance auf Gold“, sagte der Superstar im deutschen Team zwei Tage vor der Mixed-Staffel am Donnerstag in der dann proppenvollen Chiemgau-Arena. Chef-Bundestrainer Uwe Müssiggang saß bei der Pressekonferenz am Dienstag in den hinteren Reihen und blieb ganz locker. „Da bin ich nicht zusammengezuckt. Aber wer die Lena kennt, der weiß, dass sie sich immer hohe Ziele setzt“, sagte der Goldschmied der deutschen Skijäger.
Der dreimalige Olympiasieger Michael Greis wurde für die Mixed-Staffel nicht aufgestellt. Der Allgäuer, nach Verletzung und Formschwäche erst in letzter Minute für die WM nominiert, wird aber im Sprint-Wettkampf am Samstag seine Chance bekommen. „Die anderen müssen Fehler machen, wenn ich vorne dabei sein will“, sagte Greis. „Ich bin froh, dass ich überhaupt dabei bin, das habe ich selbst nicht mehr erwartet“, sagte der 35-Jährige. „Ich weiß nicht, ob ich der Alte bin. Aber ich denke, ich kann der Joker sein“, sagte Greis, der leicht verschnupft und hustend auf dem Podium saß und vorher noch in Südtirol trainiert hatte. „Da war das Wetter besser“, sagte er.
Trotz der Tiefstapelei der Teamkollegen kommt die Zuversicht der achtmaligen Saisonsiegerin Neuner nicht von ungefähr. Zusammen mit Henkel (1), Birnbacher (3) und Peiffer (2) hat die 25-Jährige in diesem Winter bereits 14 Weltcup-Erfolge geschafft. „Wir haben Siegläufer in unserem Team“, sagte Neuner und lachte fröhlich dabei. „Eine Medaille ist das Ziel, aber warum nicht nach den Sternen greifen?“
„So locker haben wir die Lena die letzten fünf Jahre nicht erlebt“, sagte Stefan Schwarzbach, der Sprecher des Deutschen Skiverbandes, auf dem Podium neben der Doppel-Olympiasiegerin sitzend. 20 Tage vor ihrem letzten Karriere-Rennen beim Weltcup-Finale in Chanty-Mansijsk spielte Neuner die witzige Entertainerin. Vielleicht auch, weil sich am ersten WM-Tag alles so normal angefühlt hatte. „Ich habe es mir noch ein bisschen aufregender vorgestellt“, sagte sie nach ihrem ersten Training im Nieselregen auf den WM-Loipen. „Aber Gott sei Dank war es wie immer.“
Doch langsam aber sicher zieht WM-Stimmung ein. Der kleine Ort in den Chiemgauer Alpen ist festlich geschmückt. Und noch liegt genügend Schnee, auch wenn der Frühling naht. „Ruhpolding wird definitiv das Größte, was Biathlon bisher gesehen hat“, sagt der Österreicher Christoph Sumann. Bei der Eröffnung am Mittwochabend werden die 386 Skijäger aus 45 Nationen in Englisch, Russisch, Norwegisch, Bayerisch und auch Deutsch begrüßt. Obwohl Neuner zum letzten Mal bei einer WM dabei sein wird, will sie bei der Feier „nicht an Abschied denken. Das mache ich erst nach dem letzten Wettkampf in Sibirien.“