Olympia-Test in Sotschi: Skijägerin Henkel Vierte

Sotschi (dpa) - Die Älteste war einmal mehr die Beste. Andrea Henkel hat bei der Olympia-Generalprobe der Biathleten in Sotschi als Vierte im Einzel knapp einen Podestplatz verpasst.

Dennoch spielte die 35-Jährige am Donnerstag auf der gigantischen Anlage im Nordkaukasus ihre Routine aus und leistete sich bei 20 Schuss nur einen Fehler. Beim dritten Saisonsieg der Weißrussin Darja Domratschewa fehlten der WM-Zweiten über die 15 Kilometer am Ende 33 Sekunden auf die Drittplatzierte Weltcup-Gesamtsiegerin Tora Berger. Die Norwegerin sicherte sich damit auch die Kleine Kristallkugel in dieser Weltcupwertung. Zweite wurde die Russin Olga Saizewa.

„Vierte, das ist schon ein bisschen schade. Aber ich bin läuferisch und am Schießstand gut durchgekommen“, resümierte Andrea Henkel zufrieden. Die konstanteste Deutsche in dieser Saison freute sich 338 Tage vor der ersten Olympia-Entscheidung der Skijäger schon auf den Höhepunkt im kommenden Jahr: „Das ist großartig hier. Gut, dass ich weitergemacht habe.“

Bei strahlendem Sonnenschein und Plus-Graden blieb Nadine Horchler als Einzige des deutschen Sextetts fehlerfrei. Aber auf der mehr als anspruchsvollen Strecke in 1430 Meter Höhe wurde ihre Laufschwäche offensichtlich - am Ende reichte es für Platz 22 (+ 4:20,4 Minuten). Evi Sachenbacher-Stehle wurde 29. (4/+ 4:54,5), Franziska Hildebrand (1/4:58,7) kam direkt dahinter ins Ziel.

Miriam Gössner kassierte sechs Strafminuten und musste sich mit Platz 35. begnügen (+ 5:33,3). „Ich kann mir die Fehler nicht wirklich erklären. Ich hatte eigentlich ein gutes Gefühl. Das versuche ich mit in den Sprint am Samstag zu nehmen“, sagte Miriam Gössner, gab aber zu: „Ich bin schon etwas müde und nicht mehr so spritzig.“ Vanessa Hinz schoss bei ihrem Weltcup-Debüt nur einmal daneben und belegte Position 45 (+ 6:40,8).

Nach dem ersten Rennen im Biathlon-Stadion „Laura“, der Name kommt von einem wilden Gebirgsfluss im Kaukasus, waren in Bezug auf die Loipe vor allem zwei Worte zu hören: hart und anspruchsvoll. „Das sind genau meine Strecken, sie kommen mir entgegen. Ich freue mich schon auf Olympia“, sagte Deutschlands stärkste Läuferin Miriam Gössner. Die Strecken gehören zu den schwersten im Weltcup-Zirkus, einige sagen gar zu schwierig. Es geht fast nur bergauf, auch die Abfahrten sind nicht einfach, Ruhephasen gibt es so gut wie nicht. Andrea Henkel hat deshalb auch Bedenken: „Bei Olympia darf ja jeder starten. Nicht so gute Läufer sollte man vielleicht nicht auf diese Strecken lassen.“

Die von schneeweißen Gipfeln umgebene Olympia-Großbaustelle im Nord-Kaukasus ist gigantisch. Das Langlauf- und Biathlon-Stadion liegt rund sechs Kilometer nordöstlich vom Gebirgsdorf Krasnaja Poljana auf dem Psechako-Bergrücken. Das ist etwa siebzig Kilometer entfernt von der Schwarzmeerstadt Sotschi. Fertig ist unter anderem bereits das sechsstöckige und 180 Meter lange Funktionsgebäude. In dieser Dimension ist es einzigartig.

Während die Athleten im Olympischen Dorf auf Höhe des Stadions schlafen, geht es für die meisten Trainer wieder herunter ins Alpinresort Rosa Khutor. Dorthin müssen sie mit der Seilbahn pendeln. Ein Vorgeschmack bekamen die Biathleten auch hinsichtlich der Sicherheitsbestimmungen. So müssen die Gewehre in einem Waffenschrank-Depot eingeschlossen werden. Auch gibt es unzählige Sicherheitskontrollen. „Das ist fast schon ein bisschen zu viel. Alles ist ein paar Nummern größer als woanders“, sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang.