Olympiasieger als Sorgenkind: Greis sucht die Form
Antholz (dpa) - Mit der Deutschland-Fahne in der Hand war Michael Greis vor einem Jahr in Antholz zum Staffel-Sieg gelaufen. Beim ersten Podestplatz des deutschen Biathlon-Quartetts in diesem Winter war der lange Jahre als Schlussläufer gesetzte Olympiasieger mit „leichtem Fieber“ schon daheim.
„Wenn einer krank ist, dann muss man ihm Zeit geben. Wir werden nicht den Fehler machen, einen kranken Sportler an den Start zu bringen“, sagt Bundestrainer Fritz Fischer. Im diesjährigen Staffel-Wettkampf in Antholz waren Michael Rösch, Andreas Birnbacher, Florian Graf und Arnd Peiffer nur von Frankreich geschlagen worden. Die vier Skijäger empfahlen sich mit guten Leistungen für einen Staffel-Einsatz bei der Heim-WM im März in Ruhpolding. „Darüber machen wir uns keine Gedanken. Wir haben noch gute Leute, die zu Hause momentan krank sind. Wir wissen, dass jeder jeden ersetzen kann. Aber man darf nicht sagen, das ist jetzt die WM-Staffel“, sagt Fischer.
Trotzdem dürften Birnbacher und Peiffer, die in diesem Winter zusammen schon vier Weltcup-Siege geholt haben, gesetzt sein. Neben Greis war auch Simon Schempp, der zum Saisonbeginn den ersten Podestplatz für die deutschen Skijäger geholt hatte, aus gesundheitlichen Gründen in Südtirol nicht dabei. Die Plätze im erstarkten Männer-Team sind hartumkämpft.
Vor allem Greis ist das Sorgenkind. „Man darf einfach nicht vergessen: Er hat sechs Wochen Komplettausfall gehabt. Und wenn das so einfach wegzustecken wäre, dann könnte man immer länger Urlaub machen“, bricht Chefcoach Uwe Müssiggang eine Lanze für den Mann, der den Biathlon-Sport in Deutschland lange Jahre geprägt hat. „Der Michi ist insgesamt in einer schwierigen Situation im Moment. Aber wir haben noch ein paar Tage Zeit bis zur Weltmeisterschaft. Und da denke ich, dass der Michi auch wieder kommt.“
Greis hatte sich im August beim Fußballspielen verletzt, eine Syndesmose-Ruptur mit knöchernem Ausriss war diagnostiziert worden. Die ersten Weltcups in diesem Jahr hat er ausgelassen, um zu regenerieren und Kraft zu tanken. Bei seiner Rückkehr im Sprint von Antholz war der 35-Jährige weit abgeschlagen und wurde dann auch noch krank. „Der Michi muss vor allen Dingen überzeugt sein, dass er Rennen laufen will, dass er Rennen braucht“, sagt Mark Kirchner, neben Fischer der zweite Männer-Bundestrainer. „Der Michi darf nicht mit sich hadern. Das wird auch die Aufgabe der nächsten Tage sein.“
Beim vorletzten Weltcup vor der WM in der übernächsten Woche in Oslo soll Greis wieder angreifen. Man müsse ihn so hinkriegen, sagt Kirchner, „dass er vor allen Dingen vom Mentalen, von seinem Selbstvertrauen wieder in der richtigen Spur ist.“
Und falls es Greis nicht schafft, dann, so glaubt Müssiggang, wird er bei der WM nicht dabei sein wollen. „Wenn ich olympische Medaillen geholt habe, dann bin ich kein Mitläufer. Dann tue ich alles dafür, um die Chance zu haben, wieder auf das Podest zu kommen. Und wenn er diese Chance nicht sieht, dann denke ich, wird er eher mit sich selbst ins Gericht gehen.“