Super-Svendsen verzichtet auf Antholz-Weltcup
Ruhpolding (dpa) - Erst verkündete Emil Hegle Svendsen seine Wettkampf-Auszeit bis Sotschi, dann setzte er die Psychospielchen in Richtung seines großen Rivalen Martin Fourcade fort:
„4:4“, twitterte der Norweger an den beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding fehlenden Franzosen. Der hatte schon zuvor wissen lassen: „Ich hatte ein wunderschönes Training in Antholz.“
Das Scharmützel zwischen Fourcade und Svendsen sorgt schon im Olympia-Vorfeld für Gesprächsstoff. Auch, weil dieses Duell bei der letzten WM so im Blickpunkt stand. Der Norweger holte in Nove Mesto zwei der vier Einzeltitel, setzte sich nach seinem Sprintsieg in der Verfolgung in einem Herzschlagfinale gegen Fourcade durch. Dem Franzosen blieb nur über die 20 Kilometer der Platz ganz oben auf dem Podest, viermal gewann er Silber. In Sotschi will der Weltcup-Gesamtsieger, der seine Olympia-Generalprobe in dieser Woche beim Weltcup in Antholz absolviert, den Spieß umdrehen.
Doch noch lässt sich keine Tendenz erkennen. In dieser Saison hat Fourcade zweimal beim Auftakt in Östersund und je ein Rennen in Hochfilzen und Oberhof gewonnen, Svendsen war je zweimal in Oberhof und in Ruhpolding erfolgreich. In der Weltcup-Gesamtwertung liegt der fünfmalige Weltmeister aus Frankreich mit 462:413-Punkten vor dem Norweger - doch die Große Kristallkugel ist den beiden Rivalen völlig egal.
Nur Olympia-Medaillen zählen. Und so feierte Svendsen seinen fehlerfreien Auftritt am Sonntag im Verfolgungsrennen in Ruhpolding unmittelbar nach dem 20. und letzten Schuss mit einer Jubel-Geste. „Spontan“, sagte er, sei die gewesen. „Es hat fast vier Jahre gedauert, dass mir ein fehlerfreies Schießen gelungen ist“, sagte der Skijäger, der sich selbst SuperSvendsen nennt. „Es ist ein tolles Gefühl, dass mein nächster Wettkampf der Olympia-Sprint ist. Ich freue mich auf den nächsten Monat.“
Er habe einen Weg gefunden, sich „auf die richtigen Dinge zu konzentrieren“, sagte Svendsen. „Ich trainiere auch mental, und ich hoffe, ich kann das weiter so gut fortführen“, meinte der elfmalige Weltmeister. Seit dem letzten Winter ist der ehemalige norwegische FIFA-Schiedsrichter Tom Henning Övrebö an der Seite des Doppel-Olympiasiegers. Der studierte Psychologe macht als Mental-Coach das Biathlon-Team seiner Heimat stark.
Schon bei der letzten WM in Nove Mesto stand der Ex-Referee mit Rat und Tat zur Seite - via Telefon und Skype. Övrebö (47) hat seine Schiedsrichter-Karriere im Mai 2010 beendet - wegen einer Knieverletzung. Im Jahr zuvor stand er im Champions-League-Halbfinale zwischen dem FC Chelsea und dem FC Barcelona nach dem Last-Minute-Tor von Andrés Iniesta im Blickpunkt und geriet besonders mit Didier Drogba, aber auch mit Michael Ballack aneinander.