Umschalten nach Nullnummer: Lesser will Staffel-Gold
Kontiolahti (dpa) - Blitzschnell hakte Erik Lesser die Enttäuschung ab. Nach Platz 18 im 20-Kilometer-Einzel bei der Biathlon-WM in Kontiolahti schaltete der Verfolgungsweltmeister in den Angriffsmodus.
„Wir sind Minimum ein Medaillenkandidat. Gold in der Staffel könnte schon drin sein.“
Beim Sieg des Franzosen Martin Fourcade vor Emil Hegle Svendsen aus Norwegen und Andrej Moravec aus Tschechien war Simon Schempp trotz zwei Strafminuten als Achter der beste der vier deutschen Skijäger. „Es war ein wichtiger Wettkampf, um auch wieder Selbstvertrauen zu tanken für die nächsten Rennen“, sagte der dreimalige Saisonsieger Schempp nach dem Sprint-Debakel und dem verpassten Jagdrennen.
Daniel Böhm (2 Strafminuten) wurde am Donnerstagabend als zweitbester DSV-Athlet Elfter. Arnd Peiffer (3) beendete den Biathlon-Klassiker auf Rang 22. „Ich habe es beim letzten Schießen nicht hinbekommen, da habe ich mich selbst verflucht“, sagte der Ex-Weltmeister aus Niedersachsen.
Trotz der verpassten Medaille über die 20 Kilometer war Männer-Bundestrainer Mark Kirchner mit seinem Silber-Quartett von Sotschi, das wohl auch in der Staffel am Samstag zum Einsatz kommen wird, nicht unzufrieden. „Wir haben alle Vier in die Top 25 gebracht. Grundsätzlich muss man sagen, das war eine sehr, sehr ordentliche Leistung der Truppe.“ Nun hoffen die Skijäger auf die Belohnung für ihre bislang gute Vorstellung in den finnischen Wäldern.
Zuvor wollen am Freitag auch Franziska Hildebrand, Franziska Preuß, Vanessa Hinz und Laura Dahlmeier in der Damen-Staffel eine WM-Medaille gewinnen. Nach zwei Saisonsiegen gehört das Quartett genau wie das Männer-Team zu den Mitfavoritinnen.
„Vielleicht war es ein bisschen schöner zu laufen, mit so einer Goldmedaille in der Tasche. Aber es war nicht komplett anders“, sagte Lesser über das neue Laufgefühl. Am Schießstand war der 26-Jährige der beste Deutsche, in der Loipe aber nicht in Schwung gekommen. „Ich habe heute beim Testen gesagt, wir nehmen den Ski. Vielleicht habe ich die falsche Wahl getroffen“, gab er unumwunden zu. Dabei wollte der Weltmeister vier Tag nach seinem Gold-Coup an der „Bärenbucht“ unweit des Höytiäinen-Sees wieder in den Medaillenkampf eingreifen.
Trotz nur eines Schießfehlers reichte es aber deutlich nicht. „Läuferisch habe ich über die Ohren gekriegt. Heute war ich nicht Herr meiner Ski“, monierte er. „Mit so einer desolaten Laufleistung in die Top 20, ist aber doch ganz ok.“ 2:15,6 Minuten lag der Thüringer hinter dem Olympiasieger und Weltmeister Martin Fourcade, der über die 20 Kilometer eine Strafminute kassiert hatte.
Dass es Wichtigeres im Leben gibt als den Sport, als den Kampf um Medaillen und Titel, daran erinnerte Martin Fourcade. Seinen Sieg widmete der Biathlon-Superstar seinen vor zwei Tagen in Argentinien bei einem Hubschrauberunglück verunglückten Sportkollegen Camille Muffat, Alexis Vastine und Florence Arthaud. Fourcade schaute bei Zieleinlauf in den Himmel und schickte symbolisch einen Gruß nach oben. „Sie waren nicht nur tolle Sportler, sondern auch wunderbare Menschen. Das berührt mich sehr“, sagte er später.