Elberfelder City Umfrage zu neuen Goldbänken in Wuppertal: „Seltsam wie schmutzig die schon sind“ (mit Video)

Wuppertal · Die neuen Bänke in der Fußgängerzone werden rege genutzt, doch die erwarteten Gesamtkosten von 400 000 Euro sorgen für Unverständnis.

In der Herzogstraße wurden Mitte Oktober fünf neue Sitzbänke aufgestellt. Bis Januar folgen weitere auf dem Von-der-Heydt-Platz.

Foto: Fischer, Andreas H503840

In der Elberfelder Fußgängerzone stehen seit Mitte Oktober fünf goldfarbene Sitzbänke, die am Abend sogar dank LED-Schienen angestrahlt werden. Fünf weitere werden bis Januar auf dem Von-der-Heydt-Platz folgen. Eigentlich eine gute Idee. Nur liegen die gesamten Investitionskosten für die Sitzgelegenheiten bei 400 000 Euro. Ist das gut platziertes Geld? Die WZ hat Passanten auf der Herzogstraße befragt.

„Manchmal braucht man bei einem Einkaufsbummel einfach ein paar Pausen“, sagt Patrick Napierala (19). „Wenn man shoppen geht, kann das ja mal drei oder vier Stunden dauern.“ Vermehrt Sitzgelegenheiten zu schaffen, die sich durch die Fußgängerzone ziehen, sei also generell eine gute Idee. Die Bänke sind Teil der sogenannten „Qualitätsoffensive Innenstadt Elberfeld“.

Doch für diese Maßnahme 400 000 Euro zu investieren, sei schon sehr viel. „Vor allem, wenn man sich anschaut, wie schmutzig die Bänke schon nach ein paar Wochen sind. Da wird die Instandsetzung und Reinigung auch wieder Mehrkosten verursachen“, ergänzt Napierala. „Wenn man sich die Innenstadt anschaut, fällt auf, dass es wenig Grünflächen gibt. Vielleicht könnte man mehr Natur in die Stadt bringen.“ Weniger Gold, mehr Grün.

Viele Passanten sehen das ähnlich und wünschen sich, dass solche Summen in sinnvollere Dinge investiert werden. „Man könnte zum Beispiel an die Ladenbesitzer herantreten und sich um die Aufwertung der Fassaden kümmern“, schlägt Lars Sauer (32) vor. „Es gibt hier Geschäfte, die von außen sehr gepflegt sind, andere wirken heruntergekommen.“ Wenn man ein einheitliches Bild von der Fußgängerzone schaffen würde, „tut man sich damit mehr Gefallen als ein paar Bänke aufzustellen. Ich wohne seit 32 Jahren in Wuppertal, habe aber noch nie eine Bank benutzt, weil ich eigentlich immer weiß, in welche Geschäfte ich will.“ Auch Sauer ist davon überzeigt, dass der Anspruch, mehr Grün zu platzieren, die Fußgängerzone viel attraktiver machen und zum Verweilen einladen könnte, „was diese Bänke ja eigentlich erzeugen sollen“.

Was vorbeziehende Fußgänger immer wieder irritiert, ist der Zustand der Bänke, die ein Unternehmen aus Wermelskirchen produziert und erst vor zwei Wochen im Abschnitt zwischen Grünstraße und Erholungstraße installiert hat. „Die sehen schon sehr verschmutzt aus, obwohl sie erst so kurz dastehen“, bemerkt Monika Roth-Lehnen (60), die solche Sitzmöglichkeiten auch zum sozialen Austausch schätzt. „Irgendwas ist da falsch gelaufen“, sagt Hicham Lahsoussi (31) nicht ohne Ironie. Vor allem frage er sich, wie sich die Kosten kalkulieren würden: „Sind die Schrauben aus Gold, oder was? Es gibt ein schwedisches Möbelhaus, da sind die Bänke deutlich günstiger.“ Man solle lieber erst die Leerstände beseitigen und außerdem den Boden ebnen.

Gerd Gründler, in Wuppertal geboren, empfindet seine Stadt als „reine Baustelle“. Der neugestaltete Döppersberg einige Schritte weiter gefalle ihm überhaupt nicht. „Und was dieser Spaß hier wieder gekostet hat, da gehen mir die Haare hoch“, echauffiert sich der 52-Jährige. „In städtischen Schulen und in Altenheimen wird gespart. Dort gibt es immer noch viel zu wenig Pflegekräfte und manche Bewohner liegen da wie Vieh. Aber dann investiert die Stadt so viel Geld für solche Teile. Verstehen kann ich das nicht mehr.“ Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt.