Nach Rodler-Tod: Weltverband verbietet Viererbob-Rennen

Whistler (dpa) - Die Bobfahrer haben Angst vor dem Eiskanal mit der berüchtigten Kurve 13. Sechs Jahre nach dem tödlichen Sturz des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver werden die Viererbobs beim Weltcup gar nicht erst auf die Bahn gelassen.

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„Gemeinsam mit dem Sportausschuss haben wir uns darauf verständigt, dass nur Viererbobs als Spurschlitten fahren dürfen. Nach Auswertung der Fahrlinien mit den Mannschaftsverantwortlichen werden wir dann eine Entscheidung für die Zukunft treffen“, sagte IBSF-Generalsekretärin Heike Grösswang der Deutschen Presse-Agentur vor dem Weltcup in Whistler.

Schon der Rodel-Weltverband FIL hatte 2013 bei der WM auf der kanadischen Bahn reagiert und die Starts weiter nach unten verlegt. Kumaritaschwili war im Training im Zielbereich verunglückt. Die Hochgeschwindigkeitspiste mit der berüchtigten Kurve 13 namens „Fifty-Fifty“ birgt immer noch ein erhöhtes Risiko. Schon vor fünf Jahren wurde ein Umbau mit einer Entschärfung des Eiskanals gefordert. Doch passiert ist kaum etwas.

Zwar verspotten einige Weltklasse-Piloten wie Nico Walther und Francesco Friedrich die Zweierbob-Rennen jetzt als „Baby-Weltcup“ - doch die Sicherheit der Athleten geht vor. Whistler, WM-Ort 2019, muss deshalb um die Ausrichtung bangen. „Wenn sie ihre technischen Probleme beim Ausbau der Bahn nicht in den Griff bekommen, dann müssen wir ernsthaft über die WM-Vergabe 2019 sprechen“, meinte Thomas Schwab, Generalsekretär und Sportdirektor des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD). Er sitzt auch in der Bahnkommission des Weltverbandes IBSF.

Schwab musste 2010 mit anschauen, wie Cathleen Martini im olympischen Finallauf in der „Fifty-Fifty“ bei Tempo 146 stürzte und Romy Logsch aus dem Bob herausgeschleudert wurde. Die Anschieberin schlitterte damals wie ein verloren gegangenes Ersatzteil die Bahn hinunter und erlitt dabei eine Fraktur im linken Sprunggelenk.

Beim Bob-Weltcup 2011 fand Cheftrainer Christoph Langen bei minus 15 Grad Celsius eine spiegelglatte Piste vor, die keine Fehler verzieh. Das bekamen bei Trainingsstürzen erneut Martini und auch Karl Angerer zu spüren. „Das Eis ist dann so hart wie eine Glasscheibe, wenn man lenken will, reagiert der Bob nicht mehr“, meinte Langen, der der WM-Zweiten Anja Schneiderheinze diese Tortur nicht zumuten möchte. Die Erfurterin wurde für eine gezielte WM-Vorbereitung vorzeitig von den Übersee-Weltcups nach Hause geschickt. Über einen Wettkampfstart von Weltcup-Debütantin Mariama Jamanka, die eine Kandidatin für die WM 2019 wäre, soll nach den Trainingsfahrten entschieden werden.

Der Königsseer Bahnexperte Markus Aschauer, der 2011 vom Weltverband beauftragt wurde, die Grundstruktur im Eis zu legen, betonte damals: „Beim Eisausbau sind Grenzen gesetzt, der Rest ist nur mit baulichen Maßnahmen machbar.“ Der mittlerweile zurückgetretene Olympia-Dritte im Zweierbob, Thomas Florschütz, kritisierte damals die Bahn-Verantwortlichen: „Man sieht ja, dass auch die guten Piloten stürzen. Wir kämpfen hier bei über 150 Stundenkilometern wirklich ums sportliche Überleben.“