Neuerungen sollen Bobs in die Erfolgsspur bringen

Lake Placid (dpa) - Alles neu bei den deutschen Bobsportlern - aber wird auch alles besser? Nach dem Olympia-Desaster von Sotschi wurden im deutschen Verband Normen und Strukturen geändert.

Foto: dpa

Ob die Umstellungen oder der nach dem Machata-Subkow-Kufendeal vor den Spielen in Russland neu formulierte Ethik-Code auch wirken, soll die Saison mit der WM Ende Februar in Winterberg zeigen.

„Für Olympia kann man bei einer WM keine Wiedergutmachung fordern“, ist sich Cheftrainer Christoph Langen bewusst. „Ich sehe die Heim-WM als eine wichtige Durchgangsstation auf dem Weg nach Korea.“ Die gestiegenen Anforderungen bekamen auch etablierte Piloten zu spüren. Ex-Weltmeisterin Cathleen Martini oder der Olympia-Zweite von 2010, Thomas Florschütz, gehören vorerst nicht mehr zur Auswahl.

Da die Schmach von Sotschi vom Bob- und Schlittenverband (BSD) vor allem am Material festgemacht wurde, führten die Verantwortlichen eine neue Arbeitsgruppe ein. „Matthias Höpfner leitet die AG Technik. Er betreut unsere FES-Projekte vonseiten des Verbandes. Die Zusammenarbeit ist dadurch jetzt viel intensiver als vorher“, betonte Langen, der bis Sotschi Ansprechpartner für das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) war.

Die erfahrenen FES-Tüftler sahen zum einen die ungenügende Kommunikation mit dem BSD als ein Schwachpunkt, zum anderen machten sie neben den mageren Startzeiten die schwachen Fahrleistungen für das medaillenlose Abschneiden bei Olympia verantwortlich.

„Die Festlegungen dieser AG werden von allen Beteiligten getragen. Die Leistungsfähigkeit der AG wird sich aber erst zeigen, wenn auch negative Wettkampfergebnisse nach außen diskutiert werden müssen“, sagte FES-Direktor Harald Schaale, der mit dem Verband einen klaren Plan bis Olympia 2018 abgesteckt hat.

So soll es in der am Freitag in Lake Placid beginnenden Weltcup-Saison nur leichte „Modifikationen an den vorhandenen Wettkampfgeräten von Sotschi“ geben. Vor der Heim-WM in Winterberg gibt es dann noch einmal ein Update der Schlitten. Die Konzeptionierung und Weiterentwicklung der Zweier- und Vierer-Bobs sowie Kufen für die Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang startet im dritten Abschnitt nach der WM.

Zum Saisonstart muss sich der in die Kritik geratene Langen aber erst einmal Gedanken um die Besetzung seiner Schlitten machen. Denn einige seiner Sportler sind angeschlagen. „Kevin Kuske klagt über Knieprobleme. Jannis Bäcker, Alexander Rödiger und Nikolai Ekimov sind ebenfalls verletzt. Für die Übersee-Weltcups müssen wir Leute von anderen Teams abziehen“, sagte der Chefcoach.

Er setzt auf die Stärke seiner Weltmeister Francesco Friedrich und Maximilian Arndt. Friedrich fuhr zuletzt schon Siege beim Europacup in Innsbruck ein - mit Bahnrekord vor dem Schweizer Olympia-Zweiten Beat Hefti. Komplettiert wird das Team von Junioren-Weltmeister Nico Walther, der sich in der Selektion gegen Machata durchsetzte.

Bei den Frauen steht nach dem Rücktritt von Sandra Kiriasis ihre ehemalige Bremserin Anja Schneiderheinze im Fokus. Die spurtstarke Olympiasiegerin von 2006, die zuletzt das EC-Rennen in Innsbruck gewann, kann auf jeden Fall mit den Nordamerikanerinnen mithalten. „Ich will der Weltelite Paroli bieten“, meinte die Erfurterin. Die WM in Winterberg kommt ihr entgegen: „Seit 2011 gab es für mich da Podestplätze. So kann es gerne bleiben.“

Dazu kommt der Heim-Vorteil. Den auf der Strecke gebliebenen Routiniers will Langen bei den deutschen Meisterschaften am 30./31. Dezember auf der WM-Bahn in Winterberg noch eine Chance zur Bewährung geben: „Speziell für Martini und Florschütz ist das ein besonders wichtiger Wettkampf.“ Dies gilt auch für den Vierer-Weltmeister von 2011, Machata. Er hatte für Wirbel gesorgt, als er in Sotschi dem russischen Doppel-Olympiasieger Alexander Subkow bei der Kufen-Wahl geholfen hatte.