DESG-Sportdirektor Bartko will „Kante zeigen“
Berlin (dpa) - Der frühere Sechstage-König Robert Bartko soll endlich wieder bessere Zeiten für die deutschen Eisschnellläufer einleiten. Den 38-jährigen Berliner erwartet in seiner neuen Funktion als Sportdirektor der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) ein Berg von Arbeit.
„Man muss auch mal Kante zeigen. Das kann ich gut“, sagte Bartko, dessen unbefristeter Vertrag seit dem 1. Dezember läuft, am Mittwoch bei seiner Vorstellung in Berlin. „Ich sehe es durchaus als einen Vorteil, dass ich nicht aus der Branche komme“, erklärte der zweimalige Bahnrad-Olympiasieger. „Aber ich werde jetzt mal die langen Kufen unterschnallen. Ich muss doch wissen, wie es funktioniert.“
Bei den Top-Athleten waren die Reaktionen durchweg positiv. „Robert wird mit neuen Ideen sicher frischen Wind in die DESG bringen“, sagte Claudia Pechstein der Deutschen Presse-Agentur. „Das kann nur gut sein. Ich werde mich sicher auch daran gewöhnen, dass es beim Verband jetzt einen Sportdirektor gibt, der jünger ist als seine älteste Athletin“, fügte sie hinzu. „Ich finde es klasse, dass jemand von außen kommt, der aus früherer Zeit niemandem verpflichtet ist“, urteilte 1000-Meter-Sprinter Samuel Schwarz.
Ungeklärt ist weiter die Situation des bisherigen Sportdirektors Günter Schumacher. Seit Juni war er krankgeschrieben, so dass sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gezwungen sah, Druck auf die DESG in der Personalfrage auszuüben. „Er ist seit zwei Tagen wieder gesund und jetzt in einem langen Urlaub. Danach werden wir in beiderseitigem Interesse die Situation klären“, bestätigte DESG-Präsident Gerd Heinze, dass Schumacher noch immer bei der DESG angestellt sei. Zu einer Beteiligung des DOSB oder des Bundesinnenministeriums an Abfindungen wollte der Verbandschef keine Details nennen.
Bartko, der seine Rad-Karriere Anfang des Jahres beendet hatte und ehrenamtlich als Vizepräsident des Landessportbundes Berlin tätig ist, legt in Zukunft den Schwerpunkt auf die Nachwuchsarbeit. „100 Tage habe ich wohl nicht, um reinzukommen“, sagte er angesichts zahlreicher anstehender Probleme wie rückläufiger Erfolge, der ausgeschriebenen Cheftrainerstelle oder dem Knatsch um Alexej Baumgärtner, der weiter in einem niederländischen Privatteam trainieren möchte. Er werde jetzt als „neuer Besen“ erst einmal nicht öffentlich über die Baustellen reden, sondern „viele Gespräche mit den Sportlern an den verschiedenen Standorten“ führen.
„Ich hoffe, er will nicht nur kurzfristige Erfolge präsentieren, sondern strategisch einiges in Bewegung bringen“, hofft Samuel Schwarz. Doch der neue Sportdirektor kontert: „So hoch, wie die Erwartungshaltung an mich ist, so hoch ist auch meine Erwartungshaltung an die Sportler.“ Gerd Heinze ist sicher, dass „Bartko die Leidenschaft und die Weitsicht“ mitbringt, die für den Posten erforderlich ist.
Der 21fache Sechstage-Sieger Bartko räumte ein, dass nicht immer „alle mit meinem geradlinigen Weg“ klarkommen. Insofern könnte sein Job an einigen Stellen durchaus „etwas holpriger“ werden. Er wird weiter seinen Arbeitsplatz im DESG-Büro in München nutzen, aber auch von Berlin aus arbeiten.