Eisschnellläufer ohne Podestplätze bei Heim-Weltcup

Inzell (dpa) - Mit strahlendem Gesicht verkündete Claudia Pechstein nach dem Heim-Weltcup ohne Podestplatzierungen die düsteren Aussichten für den deutschen Eisschnelllauf.

„Wir müssen uns wohl daran gewöhnen, dass die Plätze eins, zwei und drei nicht mehr so oft vorkommen“, sagte Pechstein in Inzell. Zumindest die Altmeisterin war mit Rang vier über 3000 Meter und ihrer Zeit eine Woche vor der Mehrkampf-WM sehr zufrieden. „Vierte ist nicht schlimm“, sagte die bald 41 Jahre alte Berlinerin.

Der andere deutsche WM-Starter Moritz Geisreiter hatte am Vortag mit deutschem 5000-Meter-Rekord ebenfalls als Vierter seine bisher beste Weltcup-Platzierung erreicht und war wesentlich glücklicher als Stephanie Beckert. Der Erfurterin blieb nur Rang fünf über 3000 Meter. „Nicht ganz“ zufrieden war die Olympia-Zweite und drückte sich trotz eines Lächelns wohl eher vorsichtig aus. „Ich wollte schon aufs Podium laufen“, gestand Beckert.

Große Gewinnerin des Wochenendes war Mehrkampf-Welt- und Europameisterin Ireen Wüst. Die Niederländerin legte zweimal Zeiten vor, die keine Konkurrentin mehr unterbot. Die 1500 Meter dominierte Wüst am Samstag in 1:55,95 Minuten, eine deutsche Starterin war in der A-Gruppe nicht dabei, weil Pechstein lieber im Massenstartrennen antrat, als Zwölfte aber ohne Siegchance blieb.

Über 3000 Meter war Wüst in 4:02,23 Minuten nicht zu schlagen und gewann vor Teamkollegin Diane Valkenburg (4:05,31) und der am Rücken lädierten Olympiasiegerin Martina Sablikova (4:05,41). Die Tschechin verteidigte im direkten Duell gegen Beckert (4:06,18) ihre Weltcup-Führung. Pechstein war über 4:05,55 Minuten „sehr froh“.

Beckert versuchte danach im letzten Lauf, schneller als sonst anzugehen. „Die ersten fünf Runden waren gut. Dann hat mich die Kraft verlassen“, räumte die 24-Jährige ein. Sie bereitet sich nun auf den Heim-Weltcup in Erfurt Anfang März vor und will dort Rang zwei im Weltcup vor Pechstein verteidigen.

Geisreiter hatte am Samstag mit seiner 5000-Meter-Bestmarke für den Höhepunkt aus deutscher Sicht gesorgt. In 6:16,81 Minuten blieb der 25-Jährige zweieinhalb Sekunden unter seinem alten Rekord vom 25. November 2011 in Astana. Zudem erreichte der Zwei-Meter-Riese sein ehrgeiziges Ziel, erstmals im Weltcup unter die besten Fünf zu stürmen. Damit überraschte er sich selbst: „Ich habe letzte Woche ziemlich gezweifelt. Dazu kam der Druck vor der Heimkulisse“, sagte Geisreiter. Den Sieg holte sich in Bahnrekordzeit von 6:11,76 Minuten der niederländische Star Sven Kramer.

Auch bei traumhaften Winterwetter am Sonntag feuerten die 1500 Fans in der sonnendurchfluteten Max-Aicher-Arena ihren Liebling wieder an. Geisreiter bedankte sich ausgiebig auch bei seiner Familie, obwohl er mit dem Rennen und der Zeit von 1:48,18 Minuten als 14. nicht ganz zufrieden war. „Der Lauf war mittelmäßig, es hätte rhythmischer gehen können. Doch das Wochenende bleibt top. So viel hätte gar nicht schief gehen können“, stellte er nach dem Sieg des Russen Denis Juskow (1:46,07) fest. „Es geht tatsächlich immer weiter bergauf“, sagte Geisreiter. Bei der WM in Hamar in einer Woche will er wie schon bei der EM ins Finale der besten Acht.