Geheimnisvolle Kim mit Klasse-Comeback

London/Ontario (dpa) - Um Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Kim Yu-Na ranken sich viele Gerüchte. Ihre zahlungskräftigen Sponsoren aus Südkorea sollen ihr verordnet haben, nur noch in ihrer Muttersprache zu sprechen.

Drei Tage lang ließ sie die versammelte internationale Presse nach den Übungseinheiten im Budweiser Gardens von London/Ontario wort- und grußlos einfach stehen. Dabei hatte sie jahrelang nur zwei Autostunden entfernt in Toronto beim kanadischen Ex-Weltmeister Brian Orser trainiert. Die englische Sprache beherrscht sie mühelos.

Eineinhalb Jahre hatte sie auf der internationalen Wettkampf-Bühne pausiert. Bei ihrer ersten Pressekonferenz nach einem fulminanten Comeback wirkte die Multi-Millionärin dann fast unkompliziert. „Mit meinem Olympia-Sieg habe ich mir einen Traum erfüllt, nun will ich das Eiskunstlaufen genießen. Ich lege nicht mehr den Fokus auf die Resultate, ich verspüre keinen Druck mehr“, behauptete die 22-Jährige, die wie ein Teenager aussieht, aber nur selten wie ihre Konkurrentinnen lacht.

Kim ist ein Muster an Disziplin. Und es überrascht auch nicht, wenn sie nachschiebt: „Ich möchte drei Olympia-Tickets sichern“. Dafür muss sie Gold oder Silber gewinnen. Die Konkurrenz hat es ihr im Kurzprogramm dafür leicht gemacht: Keine kam fehlerfrei durch. So führt die Asiatin nach einem geschmeidigen Vortrag zur Musik „Kuss eines Vampirs“ mit drei Punkten vor der Wahl-Oberstdorferin und Titelverteidigerin Carolina Kostner. Die Italienerin kam trotz eines Sturzes wegen ihrer überzeugenden Choreographie weit nach vorn.

Ganz bescheiden wirkte Nathalie Weinzierl dagegen nach ihrer unsicheren WM-Premiere. Um ihre wackligen Sprünge kämpfte sie und vermied einen Sturz, im Ausdruck bot die 18-Jährige aber nur Magerkost an und rutschte auf Rang 24 gerade eben ins Kürfinale am Samstag. „Ich weiß, dass ich da noch viel aufholen muss, aber ich wollte erstmal die Sprünge können“, sagte die Mannheimerin, die vor Wochenfrist noch das Abitur mit Notendurchschnitt 2,2 bestand.

„Ich ziehe den Hut vor ihren Leistungen in den letzten Monaten. Ich bin erstaunt, wie sie das alles meistert“, sagte Elke Treitz, Vizepräsidentin der Deutschen Eislauf-Union. Weinzierl bestreitet in der kanadischen Universitätsstadt ihren zehnten Wettkampf - ungewöhnlich viel für Eiskunstläufer. Einen Olympia-Startplatz für Deutschland zu holen, wird fast unmöglich sein. Da müsste sie um einige Plätze nach oben klettern - und die Konkurrenz ist enorm stark. Eine letzte Chance bietet sich bei der Nebelhorn-Trophy im September.

Das Olympia-Ticket sollte für die viermaligen deutschen Meister Nelli Zhiganshina und Alexander Gazsi kein Problem sein. Nach einem flotten Kurztanz sind die Oberstdorfer vor der Kür am Samstag mit 60,59 Punkten Elfte. „Wir haben dieses Jahr einen riesigen Schritt gemacht“, sagte Gazsi. Die Führung übernahmen die amerikanischen Ex-Weltmeister Meryl Davis/Charlie White mit 77,12 Zählern vor ihren kanadischen Trainingskollegen und Olympiasiegern Tessa Virtue/Scott Moir (73,87). Die zweimaligen Champions stammen aus London. Auf Bronze-Kurs liegen Jekatarina Bobrowa/Dimitri Solowiew aus Russland (70,05).