Pechstein auf bestem Weg zum vierten EM-Titel
Budapest (dpa) - Dem Wind getrotzt, die Konkurrenz düpiert: Eisschnellläuferin Claudia Pechstein ist in Budapest auf dem besten Weg zu ihrem vierten EM-Titel.
Zum Auftakt der Europameisterschaft ließ sich die 39 Jahre alte Berlinerin auch von den heftigen Winden auf der Kunsteisbahn im Stadtpark der ungarischen Hauptstadt nicht bremsen und liegt nach zwei Strecken völlig überraschend auf Platz eins des Gesamtklassements.
Exakt drei Jahre nach ihrem letzten Titelgewinn in Heerenveen 2009 schuf sich die fünfmalige Olympiasiegerin vor der malerischen Kulisse des Vajdahunyad-Schlosses mit Platz fünf im ungeliebten 500-Meter-Sprint eine günstige Ausgangsposition, die sie unter Flutlicht am Abend mit einem dritten Rang über 3000 Meter trotz widriger Bedingungen in 4:19,71 Minuten noch ausbaute.
„In den Runden zwei und sieben habe ich gedacht, ich komme gar nicht voran“, schilderte sie munter plaudernd ihren schweren Kampf gegen die schwierige Witterung auf der Freiluftbahn. „Ich habe gesagt: Ich will eine Medaille. Platz eins ist jetzt eine Zwischenwertung, welche Farbe es am Ende wird, werden wir Sonntag sehen“, meinte die älteste Läuferin des Teilnehmerfeldes. „Auf jeden Fall würde es mich selbst überraschen, wenn ich zum Abschluss immer noch auf Platz eins stehen würde.“
In 40,67 Sekunden hatte sie im direkten Sprint-Duell gegen Ireen Wüst nur 0,45 Sekunden auf die Favoritin aus den Niederlanden verloren. „Ich bin sehr zufrieden, obwohl es im Kampf mit dem Wind eine Lotterie war. Ich hätte nicht gedacht, dass der Rückstand auf Ireen Wüst so gering wird“, meinte Pechstein erleichtert. Schnellste Sprinterin war die Tschechin Karolina Erbanova, die in 39,87 Sekunden trotz der heftigen Wind-Böen einen Bahnrekord fixierte.
Auf Titelverteidigerin Martina Sablikova aus Tschechien hatte Pechstein hingegen einen unverhofften Vorsprung von 1,12 Sekunden heraus gelaufen. „Das hat mich schon überrascht“, räumte Pechstein ein. Am Abend beeindruckte Sablikova zwar mit neuem Bahnrekord von 4:16,09 Minuten über 3000 Meter, konnte aber den Rückstand auf Pechstein nicht wettmachen und ist nur Vierte. „Das war eine Klasseleistung von Claudia, aber wir haben erst Halbzeit“, warnte Bundestrainer Stephan Gneupel. „Und die starken Strecken von Wüst und Sablikova kommen noch.“
Wie akribisch Pechstein ihren ersten Mehrkampf seit drei Jahren - wegen ihrer Doping-Sperre durfte sie nicht starten - über die Feiertage vorbereitet hatte, belegt ihre Angangszeit von 10,75 Sekunden für die ersten 100 Meter, mit der sie dort sogar vor Wüst lag. „Das war ganz stark. Da wären einige Sprinterinnen glücklich“, lobte Gneupel. Die anderen Deutschen konnten da nicht ganz mithalten. Die Berlinerin Isabell Ost ist nach einem glänzenden sechsten Platz über 3000 Meter nach zwei Strecken Zehnte. Bente Kraus rangiert auf Platz 18 und wird voraussichtlich das Finale über 5000 Meter verpassen.