Pechstein sagt für Mehrkampf-WM ab

Berlin (dpa) - Claudia Pechstein ist von Sorgen um ihre sportliche Zukunft geplagt und hat daher die Teilnahme an der Mehrkampf-WM am Wochenende in Heerenveen abgesagt.

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„Noch nie war meine Zukunft auf dem Eis ungewisser denn je“, teilte die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin am Montag in einer Pressemitteilung ihres Managements mit. „Ich will zunächst Klarheit über meine sportliche Zukunft schaffen“, forderte die Berlinerin und verwies auf die problematischen Bedingungen in ihrem Umfeld. Pechstein ist seit ihrer zweijährigen Sperre wegen auffälliger Blutwerte nicht mehr Mitglied der Sportfördergruppe der Bundespolizei.

Für die 42-Jährige wird voraussichtlich keine deutsche Athletin nachrücken. Das hatte Teamchef Helge Jasch bereits beim Weltcup-Finale am Wochenende in Heerenveen mitgeteilt. Damit findet das Championat erstmals seit 54 Jahren ohne deutsche Beteiligung statt. Zuletzt war dies 1960 in Östersund der Fall. Pechstein hatte als einzige Deutsche den WM-Startplatz mit ihrem siebten Rang bei der EM in Hamar erkämpft. Die deutschen Herren hatten sich erstmals seit 1954 nicht für eine Allround-WM qualifizieren können.

Pechstein räumte in ihrer Erklärung ein, dass sie lange Zeit vieles ausgeblendet habe, um das Ziel Olympia nicht aus den Augen zu verlieren. „Aber in den beiden 3000-Meter-Rennen nach den Spielen von Sotschi konnte ich keinen Schritt vor den anderen setzen, ohne darüber nachzudenken, wie es jetzt eigentlich weiter gehen soll. Mit wem werde ich trainieren? Wo werde ich trainieren? Hat der Verband noch genügend Geld, um professionelle Voraussetzungen bieten zu können?“, erklärte Pechstein und bezog sich auf ihre enttäuschenden Weltcup-Plätze sieben in Inzell und acht am vergangenen Samstag in Heerenveen. Völlig offen ist, in welcher Trainingsgruppe Pechstein künftig läuft, nachdem Robert Lehmann seine Karriere beendete.

Pechstein, die stets angekündigt hatte, ihre Karriere bis 2018 fortzusetzen, stellt sich die Frage, wie sich künftig der Dienst bei der Bundespolizei und der Sport vereinbaren lassen. „Wahnsinn, dass einem diese Fragen während eines Rennens durch den Kopf schießen. Bislang war ich immer ganz gut in der Lage, solche Dinge auszublenden. Aber die derzeitige Situation macht es selbst mir unmöglich, meine bestmögliche Leistung abzurufen.“ Daher habe sie die Entscheidung für die anstehende Mehrkampf-WM getroffen, die lautet: „Erst Probleme lösen, dann Sport treiben!“

Bei der Bundespolizei hatte sie bislang einen Halbtags-Job und war für Wettkämpfe freigestellt worden. Wie die Regelungen im nacholympischen Jahr aussehen, ist momentan ungeklärt.

Für die Fortsetzung der Laufbahn bis zu den Winterspielen in Pyeongchang müssten laut Pechstein die Voraussetzungen und das Umfeld stimmen. „Ich war immer bereit, Verantwortung zu tragen. Daran hat sich nichts geändert. Aber es kann und darf nicht sein, dass alle meinen: 'Die Alte' wird's schon richten.“

Frustriert über ihre derzeitigen Umfeld-Bedingungen meinte Pechstein trotzig: „Aufgeben war noch nie mein Ding. Deshalb bin ich auch überzeugt davon, dass unter Mithilfe aller Beteiligten eine Lösung gefunden wird, die es mir ermöglicht, in den kommenden Jahren für Deutschland weiterhin Top-Leistungen abliefern zu können.“