Deutsche „Sonnenschein“-Rodler wollen in Sigulda Spaß

Sigulda (dpa) - Beim Familienausflug ins Baltikum will die „Trainingsgruppe Sonnenschein“ wieder gemeinsam über Siege jubeln.

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Felix Loch, Natalie Geisenberger sowie die Doppelsitzer Tobias Wendl und Tobias Arlt haben es als bayerische Gaudi-Truppe an die Spitze im Rennrodeln geschafft - neben Trainingsfleiß und gemeinsamer Tüftelei werten die vier WM-Titelverteidiger ihren Zusammenhalt als Schlüssel zum Erfolg. „Wir haben alle begriffen, dass es als Gruppe leichter ist“, sagt Geisenberger. Loch meint: „Wir sind eine kleine Familie.“

Vor zwölf Monaten feierten sie in der olympischen Eisbahn von Sotschi den Vierfach-Coup, nun steht nun das wichtigste Familientreffen in diesem Jahr an. Bei der Weltmeisterschaft im lettischen Sigulda gehört das Quartett wieder zu den ersten Anwärtern auf Gold. Abgesehen von den jüngsten Patzern Lochs und Geisenbergers bei der WM-Generalprobe in Lillehammer scheinen die Vier rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt topfit zu sein. „Wir haben es ganz gut hinbekommen“, berichtet Loch.

Die vier Athleten kennen sich seit der Jugendzeit, „wir trainieren seit gefühlt 100 Jahren zusammen“, meint Geisenberger. Bundestrainer Norbert Loch und der dreimalige Olympiasieger Georg Hackl formten die Sportler in Berchtesgaden zu Siegrodlern, bei den Winterspielen in Sotschi erlebte das Team im Februar 2014 den vorläufigen Höhepunkt.

Allerdings wurde in Russland deutlich, dass andere deutsche Athleten die „Sonnenschein“-Truppe kritisch beäugen. Tatjana Hüfner etwa beklagte nach ihrer Silbermedaille hinter Geisenberger öffentlich, dass die Bayern innerhalb der Nationalmannschaft bevorzugt würden. Am Saisonbeginn kam es gar zum Eklat mit Hackl, dem vorgeworfen wird, sein Know-how nur für Loch, Geisenberger und Wendl/Arlt einzusetzen.

Von den Misstönen wollen sich die Sportler nicht ablenken lassen, der Streit interessiere sie nicht, sagen Loch und Geisenberger. Lieber fokussieren sie sich auf den gemeinsamen Erfolg. „Von Oktober bis Anfang/Mitte März sehe ich die Tobis und die Natalie manchmal öfters als meine Freundin. Und das schweißt schon zusammen“, meint Loch.

Bei den Läufen stehen die Trainingskumpels immer im Zielraum, zittern mit, sind erste Gratulanten oder Tröster. Außerdem kann es stets nicht schnell genug gehen, den Freunden nach der Fahrt die Schlitten abzunehmen und vor den Blicken neugieriger Rivalen zu verstecken. „Wenn ich weiß, der Felix steht da und kümmert sich um den Schlitten, hab ich schon mal eine Sorge weniger“, erklärt Geisenberger.

Beim Renngerät hört der Spaß nämlich auf, das von Hackl und den Sportlern in der Berchtesgadener Werkstatt und auf der Heimbahn am Königssee entwickelte Material ist das große Erfolgsgeheimnis. Teamwork ist auch hier entscheidend, sagt Loch. „Wir können gemeinsam viel ausprobieren und wissen dann schnell, welche Kufe läuft. Man kommt schneller voran, als wenn man allein vor sich hin dümpelt.“

Mit Rumdümpeln haben die Auftritte des Quartetts nichts mehr zu tun. „Ich denke, da haben sich vier gefunden“, resümiert Geisenberger. „Seitdem ich rodle, sind die drei Prinzen auch da. Heiraten werden ich keinen von denen, aber als Gruppe passt das schon richtig gut.“