Savchenko/Szolkowy verpassen fünften WM-Titel
London/Kanada (dpa) - Mit einer feurigen, aber nicht makellosen Flamenco-Kür zum „Bolero“ haben Aljona Savchenko und Robin Szolkowy ihren fünften Weltmeister-Titel verpasst. Wie schon bei der Eiskunstlauf-EM im Januar mussten sie den Russen Tatjana Wolososchar/Maxim Trankow den Vortritt lassen.
Dieses Mal lagen sogar Welten zwischen den Konkurrenten. Mit 205,56 Punkten reichte es für die Chemnitzer Paarläufer auf dem Eis von London in der kanadischen Provinz Ontario nur zu Silber. Wolososchar/Trankow sicherten sich trotz eines Sturzes mit Weltrekord von 225,71 Zählern ein Preisgeld von 67 500 US-Dollar (51 700 Euro).
„Das bedeutet, dass wir bei Olympia in Sotschi um Gold kämpfen können“, sagte der selbstbewusste Trankow. Die Bestmarke hielten bisher Savchenko/Szolkowy mit 217,85 Punkten. Die Kanadier Meagan Duhamel/Eric Radford (204,56) gewannen knapp hinter den Deutschen Bronze und brachten die Arena zum Kochen.
„Man kann nicht immer ganz oben stehen, vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass sie nicht die Topfavoriten vor Olympia sind“, sagte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU). Trainer Ingo Steuer fieberte bei der Vorstellung seines Duos vor 6500 Zuschauern im Budweiser Gardens der kanadischen Universitätsstadt an der Bande mit. Er entschied mit seinen Ausnahme-Läufern, sogar den dreifachen Wurfaxel zu zeigen. Das hatte sich schon im Morgentraining angedeutet.
„Die Medaille können sie sich einrahmen lassen, das war sensationell“, lobte der strenge Coach seine Schüler. Das gewagte Element, das kein anderes Paar der Welt beherrscht, brachte zum Schluss noch einige wichtige Punkte. Doch für den Sieg hätten die Zwei ihre Einzelelemente stehen müssen. Zudem war der Gesamteindruck der Russen frischer, die Kür zu Klängen von Johann Sebastian Bach flüssiger.
Szolkowy interpretierte mit seiner zierlichen Partnerin den legendären Tanz, mit dem es die englischen Eistänzer Jayne Torvill und Christopher Dean nach der Version von Maurice Ravel bei Olympia 1984 zu Weltruhm brachten, viel sportlicher als die berühmten Vorgänger. „Der Bolero macht Spaß, ich bin traurig, dass wir ihn zum letzten Mal gelaufen sind“, sagte der Sachse. Sein Sturz beim dreifachen Salchow brachte aber einen dicken Minuspunkt. Zudem misslang seiner 28 Jahre alten Partnerin die Eingangskombination: sie sprang beide Toeloops nur doppelt.
Mari Vartmann und Aaron van Cleave (Düsseldorf/Berlin) beendeten den Wettkampf enttäuschend auf Rang 16. Damit hat Deutschland 2014 nsowohl bei Olympia in Sotschi als auch bei der WM in Japan nur zwei Startplätze. „Es gibt keine wirkliche Erklärung, uns fehlen vielleicht die großen Wettkämpfe“, sagte Vartmann nach einem vermasselten Programm. Ihr kanadischer Partner, der bis Olympia unbedingt den deutschen Pass haben möchte, strauchelte schon bei der Eingangskombination zum dreifachen Toeloop. Die 24-Jährige fiel dann beim dreifachen Wurfrittberger und stolperte noch einmal nach dem schon gestandenen Wurfsalchow.
„Es reicht nicht, wenn man nur im Training die Leistungen bringt“, analysierte Dönsdorf. Vartmann hatte ihrem Partner in der Saisonvorbereitung unglücklich das Nasenbein gebrochen, doch das kann zum Ende des Winters keine Erklärung für den eklatanten Leistungseinbruch sein. Die DEU hofft, dass Maylin Hausch und Daniel Wende aus Oberstdorf nach langer Verletzung wieder fit werden und den zweiten Olympia-Startplatz einnehmen können.