Schlimmster Moment: Ihle bei WM disqualifiziert

Astana (dpa) - Das Entsetzen stand Nico Ihle ins Gesicht geschrieben. Immer wieder zuckte er verzweifelt mit den Schultern und schüttelte den Kopf.

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Bei den Sprint-Weltmeisterschaften in Astana hatte der Chemnitzer durch einen angeblichen Fehlstart über 500 Meter die Riesen-Chance auf die erste Medaille eines deutschen Eisschnellläufers seit 24 Jahren eingebüßt.

„Das ist der schlimmste Moment meiner Karriere“, sagte der Sachse nach dem folgenschweren Missgeschick. Nach einem Fehlstart des Kanadiers Laurent Dubreuil soll der Chemnitzer beim zweiten Versuch die Startlinie um eine Winzigkeit übertreten haben, reklamierte Kampfrichter Jan Zvier aus den Niederlanden. „Das kann doch nicht wahr sein, ich hätte doch davon überhaupt keinen Vorteil gehabt“, beschwerte sich Ihle erbost.

Im TV-Aufzeichnungsraum schaute er sich die Situation noch einmal in aller Ruhe an und konnte kein eigenes Verschulden erkennen. Die deutsche Mannschaftsleitung legte Protest ein. Vergeblich - die russische Jury-Chefin Jekaterina Tilschtschikowa schmetterte den Einspruch ab.

„Ich war ganz klar auf Medaillenkurs. Die Chance war so groß, ich musste doch eigentlich nur laufen“, beklagte Ihle enttäuscht. Nach dem ersten Tag hatte er dank eines glänzenden zweiten Platzes über 1000 Meter im Gesamtklassement aussichtsreich auf Platz drei gelegen und die Riesenchance, als erster deutscher Eisschnellläufer seit 24 Jahren wieder Edelmetall bei einer Sprint-WM zu erkämpfen.

Weltmeister wurde erstmals der frühere Doping-Sünder Pawel Kulischnikow aus Russland, der sich zum Abschluss sowohl über 500 Meter (34,68 Sekunden) als auch 1000 Meter (1:09,06 Minuten) durchsetzte. Der einzige im Wettbewerb verbliebene deutsche Eisschnellläufer, Samuel Schwarz aus Berlin, schaffte als Neunter seine bisher beste Platzierung bei einer Sprint-WM.

Im Vierkampf der Damen konnte sich Judith Hesse am Sonntag nicht mehr steigern, schaffte aber als Zehnte gleichfalls ihre beste Platzierung bei einer Vierkampf-WM. Über 500 Meter war die 32-jährige Erfurterin in 38,36 Sekunden 0,12 Sekunden langsamer als am Vortag und kam auch auf den abschließenden 1000 Metern nur auf Rang zehn. Vor einem Jahr hatte Hesse bei Olympia das gleiche Schicksal wie Nico Ihle erlitten und war in Sotschi über 500 Meter wegen eines Fehlstarts disqualifiziert worden.

Den Titel holte sich erstmals die US-Amerikanerin Brittany Bowe, die am Sonntag in 37,71 Sekunden über 500 Meter und 1:14,50 Minuten über 1000 Meter ihre Streckensiege drei und vier perfekt machte. Zweite wurde 500-Meter-Weltmeisterin Heather Richardson (USA), die sich vor zwei Jahren den Vierkampf-Titel gesichert hatte.