Das erwarten Ex-Stars wie Neuner vom Biathlon-WM-Team
Berlin (dpa) - Mit der Mixed-Staffel beginnt am Donnerstag im finnischen Kontiolahti die Biathlon-Weltmeisterschaft. Nach den starken Leistungen der deutschen Skijäger im Vorfeld mit insgesamt 23 Podestplätzen trauen die Ex-Stars dem Team in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur eine Menge zu.
Magdalena Neuner (zweimalige Olympiasiegerin und Rekordweltmeisterin): „Ich denke, wir können einiges erwarten. Sowohl die Damen als auch die Herren haben in den Weltcups in diesem Winter tolle Rennen abgeliefert. Und wer im Weltcup um die Podestplätze mitlaufen kann, ist dazu auch bei der WM in der Lage. Aber natürlich muss an dem Tag dann auch alles passen. Ich denke, in den Staffeln sind die Chancen sehr gut, aber auch im Sprint, in der Verfolgung oder im Massenstart sollte etwas möglich sein. Bei den Männern gehören sicherlich Simon Schempp und Arnd Peiffer zum erweiterten Kreis der Favoriten. Bei den Damen hat mich vor allem auch Laura Dahlmeier überzeugt.“
Michael Greis (zweimaliger Olympiasieger): „Der Saisonverlauf der deutschen Biathleten/innen war sehr erfreulich. Seit Ruhpolding zeigt die Formkurve mannschaftlich stark nach oben. Für die WM sind die Aussichten so gut wie schon lange nicht mehr. Persönlich traue ich den Deutschen sechs Medaillen zu. Sie gehören in jeder Staffel zu den Topfavoriten. Mit einem guten Einstieg mit der Mixed-Staffel, sind dann sicherlich auch drei Einzelmedaillen drin. Die schlechtere WM-Ausbeute der letzten Jahre sollte also der Vergangenheit angehören.“
Kati Wilhelm(dreimalige Olympiasiegerin und fünfmalige Weltmeisterin): „Zu was die Deutschen in der Lage sind, haben sie ja in den letzten Wochen eindrucksvoll gezeigt. Ich bin davon überzeugt, dass sie es dieses Mal auch schaffen, die gute Form mit zur WM zu bringen. Jeweils zwei Einzelmedaillen und noch Staffel-Medaillen könnte es geben, dann sind wir bei sechs. Oh Gott, das sind ja Zahlen aus der guten alten Zeit. Diese Einschätzung soll sicher keinen Druck aufbauen, aber bei den Vorleistungen, muss die Medaille ein Ziel sein! Vielleicht sagen es die Mädels noch nicht laut, aber wünschen tun sie sich's!“
Andrea Burke (geborene Henkel, zweimalige Olympiasiegerin achtmalige Weltmeisterin): „Ich denke die deutsche Mannschaft hat sich in den letzten Wochen sehr gut präsentiert und hatte sehr oft jemanden auf dem Podium oder nahe dran. Ich denke, dass sie das bei der WM immer noch können. Gemessen an den Ergebnissen der letzten Weltcups sind einige Medaillen drin. Vor allem am Schießstand wurden viele Scheiben getroffen. Diese Fähigkeiten können die Athleten an einem nicht ganz einfachen Schießstand wie in Kontiolahti gut einsetzen.“
Petra Behle (Olympiasiegerin und neunmalige Weltmeisterin): „Die gesamte Mannschaft hat großes Potenzial. Speziell die Frauen haben in den Weltcuprennen meine Erwartungen schon übertroffen. Sie sind weiter als gedacht. Mit Einzelpodestplätzen hatte ich in dem Winter nicht gerechnet. Wenn alle auf dem Boden bleiben, können sie auch in Kontiolahti einiges erreichen.“
Uschi Disl (zweimalige Olympiasiegerin und achtmalige Weltmeisterin): „Das Oslo-Wochenende (letzter Weltcup vor WM) hat gezeigt: Unsere Starter sind voll mit dabei. Laura Dahlmeier hat sich super erholt von ihrem Unfall, die beiden Franzis (Hildebrand und Preuß) können auch ganz vorn mitmischen. Eine ganz tolle Chance haben sie zusammen in der Staffel. Das gilt auch für unsere Männer. Die WM ist etwas später als 1999. Das spielt aber auch den Deutschen in die Karten, weil unser Trainingsaufbau so ist, dass auch am Saisonende noch genügend Körner vorhanden sind, die andere nicht mehr haben.“
Sven Fischer (viermaliger Olympiasieger und siebenmaliger Weltmeister): „Die WM zu so einem später Zeitpunkt ist gut für unser Team. Die Grundlagen der Deutschen sind besser als bei anderen Teams. Wenn sie gesundbleiben, sehe ich einige Medaillen purzeln, auch wenn die Rennen schwer werden. Der lange Anstieg in Kontiolahti ist mit das Härteste im ganzen Winter. Bei einer WM muss man sein Selbstvertrauen bewahren, auch wenn mal ein Wettkampf daneben geht.“
Ricco Groß (viermaliger Olympiasieger und neunmaliger Weltmeister): „Alle unsere Jungs haben in allen Rennen Medaillenchancen. Aber am Tag x braucht man auch das nötige Glück. Die Mädchen haben seit Sotschi ein Jahr mehr trainiert und Erfahrungen gesammelt. Speziell in der Staffel sind sie sehr ausgeglichen besetzt. So ein Quartett haben nicht viele Länder. Ich wäre sehr froh, wenn sie beim Medaillenkampf dabei wären.“
Frank Luck (zweimaliger Olympiasieger und elfmaliger Weltmeister): „Wenn die Formkurve weiter so nach oben zeigt wie zuletzt am Holmenkollen, kann man viel erwarten. Oslo sollte das Selbstvertrauen weiter gestärkt haben. In der Staffel hat Mark Kirchner mit seiner starken Mannschaft bei der Aufstellung ein Luxusproblem. Ich drücke die Daumen, dass wir wie zuletzt bei meiner letzten WM-Staffel 2004 in Oberhof gewinnen.“
Martina Seidl(geb. Zellner, Olympiasiegerin und zweimalige Weltmeisterin): „Wenn sie das zeigen, was sie können, ist in allen Rennen viel möglich, sowohl bei den Männern um Simon Schempp und Arnd Peiffer als auch den Frauen. Ihr Vorteil: Sie sind jung, überlegen nicht lange und haben den Umbruch im Kern der Mannschaft bereits im vergangenen Winter angefangen - im Gegensatz zu einigen anderen Ländern. Sie haben es drauf. Aber im Biathlon steht man auch ganz schnell mal neben dem Podest. Also: Immer ruhigbleiben.“
Klaus Siebert (Ex-Domratschewa-Trainer und dreimaliger Weltmeister): „Ich hoffe, dass die deutsche Mannschaft ihre Erwartungen nicht wieder zu hoch geschraubt hat. Wenn alle im Kopf bei sich bleiben, kann's was mit Medaillen werden. Bei den Frauen sind auf den schweren Strecken Darja Domratschewa und Kaisa Mäkärainen eine Klasse besser als die gesamte Konkurrenz. Entscheidend kann in Kontiolahti aber der Wind am Schießstand sein.“
Frank Ullrich (Langlauf-Bundestrainer, Olympiasieger und neunmaliger Weltmeister): „Wie die Praxis und auch die Statistik zeigt ist Kontiolahti ein gutes Pflaster für deutsche Biathleten. Die momentane Formkurve des Damen- und Herrenteams zeigt ebenfalls nach oben, so dass es möglich ist auch in diesem Jahr Medaillen in allen Disziplinen zu erringen. Da in meiner Brust immer noch zwei Herzen schlagen, eins für Skilanglauf und ein weiteres für Biathlon, drücke ich der Mannschaft ganz fest die Daumen, dass es gelingt die Siegesserien fortzusetzen.“