Alpin-Techniker vor WM in Bestform
Schladming (dpa) - Felix Neureuther und Co. sollen drei Tage vor dem Abflug ins WM-Gastgeberland USA beim Flutlicht-Slalom in Schladming noch mal richtig Spaß haben.
„Wir haben in Schladming keinen Druck. Wir können total entspannt fahren. Das gibt wieder ein super Rennen für die Sportler“, sagte der Alpindirektor des Deutschen Skiverbandes, Wolfgang Maier, vor dem Weltcup im WM-Ort von 2013.
Von den Hahnenkammrennen in Kitzbühel, wo Neureuther Dritter wurde, ging es für die deutschen Skirennfahrer direkt in die Steiermark. „Noch mehr Zuschauer, da freu' ich mich sehr darauf. Das wird sicher eine coole Geschichte“, sagte Neureuther.
Wieder, hätte er hinzufügen können. Denn Rennen auf der Planai waren für den 30-Jährigen zuletzt echte Erfolgsgeschichten. 2012 Zweiter, 2014 Dritter - dazwischen 2013 WM-Silber bei den Weltmeisterschaften in Österreichs Ski-Hochburg. „Vor 50 000 skibegeisterten Fans runterzufahren, die völlig austicken - wenn ich an die WM zurückdenke, als der Marcel (Hirscher) runtergefahren ist, das war für mich bis jetzt sicher das größte Erlebnis meiner Karriere“, erinnerte er sich in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur vor der WM-Generalprobe. Der erste Durchgang beginnt um 17.45 Uhr.
Zu den Titelkämpfen in Vail und Beaver Creek kann der Bayer daher mit einem ganz anderen Gefühl aufbrechen. „Dieser Mega-Druck ist nicht mehr da, dass du eine gewinnen musst“, sagte er. Wobei Neureuther mit solchen Situationen inzwischen viel besser umgehen kann als noch bei der Heim-WM in Garmisch-Partenkirchen 2011, als er völlig verkrampfte und ausschied.
„Das ist auch eine Erkenntnis: Dass du diese Momente genießen musst. Dass das die sind, die du als Sportler herbeisehnst. Umso größer die Drucksituation, umso besser ist es“, berichtete der Führende der Slalom-Weltcup-Wertung. „Als Sportler lebst du dafür - das war mir nicht immer unbedingt klar. Diese krassen Momente musst du genießen. Dieses Adrenalin im Körper wirst du danach nie mehr erfahren.“
Fritz Dopfer muss auf ein solches Glücksgefühl noch warten. Erst vor zwei Wochen in Adelboden verpasste er seinen Premierensieg um 0,02 Sekunden. Dennoch hat der 27-Jährige einen riesigen Anteil daran, dass Maier sein Technik-Team für eine „sensationelle Saison“ lobt.
Insgesamt zwölf Riesenslalom und Slalom-Rennen gab es bislang im WM-Winter. Die stolze Bilanz der deutschen Herren: zehn Podestplätze. In der vergangenen - guten - Saison war Schladming das zwölfte Technik-Rennen, das DSV-Team hatte vor dem Start fünf Podestplatzierungen im Gepäck. „Sie bringen den Skisport in Deutschland in eine Dimension, wie wir sie schon lange nicht mehr hatten“, betonte Maier. „Auf die kann man nur stolz sein. Egal was in Vail rauskommt.“
Auch Neureuther will die Erwartungen vor dem Saisonhöhepunkt in den Rocky Mountains nicht durch die Decke schießen lassen. „Das ist ein großer Unterschied zu einem normalen Rennen. Da geht es nicht um irgendwelche Punkte für irgendeine Weltcup-Wertung, sondern da geht es um Medaillen. Da wird jeder alles riskieren“, prophezeite er. Dennoch: „Wir haben ein starkes Team, mit dem wir da am Start sind. Wir können mit einer breiten Brust da rüber fliegen.“ Wichtig ist Neureuther aber auch: „Jetzt steht erst Mal Schladming an. Die WM ist noch gar nicht im Kopf.“