Die Frage des WM-Winters: Wie geht's Neureuthers Rücken?
Are (dpa) - Die Weltcup-Premiere mit dem ersten Herren-Riesenslalom unter Flutlicht ist Felix Neureuther ziemlich egal.
Wie fast alle Skirennfahrer mag der 30 Jahre alte Technik-Spezialist die besondere Atmosphäre dieser Rennen auf einer hell erleuchteten Piste - Gedanken daran verschwendet er vor dem nach Are in Schweden verlegten Wettkampf am Freitagabend aber keine. Relevant ist für Neureuther vor seinem dritten Start im WM-Winter vielmehr: Was macht der Rücken?
Seit Neureuther die Vorbereitung im Sommer mehrere Wochen unterbrechen musste, weil die von einem entzündeten Lendenwirbel verursachten Schmerzen zu groß wurden, ist das die Frage der Saison. Weniger als zwei Monate vor der Ski-WM in Vail und Beaver Creek im Februar 2015 ist die Antwort - momentan - positiv. „Meinem Rücken geht es aktuell gut. Das Rennen in Beaver Creek habe ich ohne größere Nachwirkungen gut weggesteckt“, berichtete Neureuther in einer Mitteilung des Deutschen Skiverbandes (DSV). „Ich möchte in Are beide Rennen fahren.“ Am Sonntag folgt ein Slalom.
Platz acht auf der WM-Strecke in den amerikanischen Rocky Mountains vergangenes Wochenende bewerteten Neureuther und die Verantwortlichen beim DSV sogar als Mut machendes Signal - gerade vor dem Hintergrund der wenigen Trainingstage in seiner früher nicht so geliebten Disziplin Riesentorlauf. „Für den Felix war das ein guter Einstand, das muss man realistisch sehen“, kommentierte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier. „Für den ersten Riesenslalom und mit der Vorgeschichte war das super.“
Maier kann gut einschätzen, wie viel dem WM-Zweiten im Slalom noch zur absoluten Leistungsfähigkeit fehlt. „Der ist vielleicht bei 75 Prozent von dem, was er normalerweise abreißen kann. Die Wettkampfhärte kannst du im Training nicht simulieren. Für das sind die Ergebnisse einfach super, die er fährt.“ Beim ersten Slalom in Levi war Neureuther im November sogar Dritter geworden.
In Maiers Rechnung ist der Freund von Biathletin Miriam Gössner damit voll im Soll - bislang jedenfalls. Denn schon vor dem Saisonstart im Oktober hatte er wieder und wieder betont, dass die Saison für ihn so richtig erst im Januar beginne. Im Monat vor dem Saisonhöhepunkt steht alle paar Tage ein Klassiker im Rennkalender. Adelboden, Kitzbühel, Wengen, dazwischen der Fluchtlicht-Slalom in Schladming, wo er 2013 WM-Silber gewann. „Da zählt's dann, da will ich richtig fit sein“, antwortete Neureuther auf all die besorgten Fragen.
Dass er das kann, hat das Zugpferd im immer stärker werdenden deutschen Technik-Team schon vergangene Saison bewiesen. Eine missratene Operation am Sprunggelenk kostete ihn nicht wie erwartet zwei Wochen, sondern gleich Monate der Vorbereitung. Fährt er oder fährt er nicht, war schon vor knapp einem Jahr regelmäßig eine entscheidende Frage vor den Weltcup-Wochenenden. Nach dem Jahreswechsel stand Neureuther dann im Januar 2014 bei sechs Auftritten fünfmal auf dem Podest, dreimal sogar ganz oben. Gibt's bald eine Wiederholung?