Kitzbühel steht an Die „schwierigste und brutalste Strecke“ wartet: Die Streif
Kitzbühel (dpa) - Kitzbühel ist die Streif - und damit auch in einem Jahr mit alpinen Weltmeisterschaften für viele Skirennfahrer die wichtigste Abfahrt des Jahres. „Es ist die schwierigste und brutalste Strecke in meinen Augen“, sagte Josef Ferstl nach dem Training.
Sein Vater Sepp Ferstl gewann 1978 und 1979 als bislang einziger Deutscher die legendärste Schussfahrt der Welt und nahm „Peppi“ mit zum Besichtigen auf die 3,3 Kilometer von der Mausefalle bis zum Zielsprung. „Papa hat viel erklärt, das war interessant“, erzählte Ferstl junior, sagte aber auch: „Mittlerweile haben wir selbst genug Erfahrung gesammelt, man muss das jetzt selbst umsetzen.“
Denn das Selbstvertrauen ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen bei den deutschen Speedfahrern. Seit Mathias Berthold im Sommer 2014 als Cheftrainer übernommen und Christian Schwaiger als hoch geschätzten Trainer zur Seite gestellt bekommen hat, sorgen nicht mehr nur die Techniker um Felix Neureuther für positive Nachrichten. Auch die Leistungen und Ergebnisse von Ferstl, Andreas Sander oder dem jungen Thomas Dreßen stimmen.
Insbesondere Sander hat sich vom talentierten Junioren-Weltmeister im Super-G zu einem international respektierten Sportler entwickelt. „Früher habe ich mich zu sehr auf das konzentriert, was man erreichen will und zu wenig darauf, wie man dahin kommt“, sagte er. „Da hat sich einiges verändert, ich bin reifer geworden.“
„Wir haben seither jedes Jahr einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht“, lobte Alpinchef Wolfgang Maier. Ein Top-10-Platz in Kitzbühel beim Super-G am Freitag (11.30 Uhr) oder auch der Abfahrt am Samstag (11.30 Uhr) wäre deswegen eine Bestätigung - aber keine Überraschung. Im Slalom am Sonntag (10.30/13.30 Uhr) will der zweimalige Kitzbühel-Sieger Neureuther zwei Wochen vor der WM in St. Moritz wieder um einen Podestplatz kämpfen.
Zu den Favoriten für den Sieg in den schnellen Disziplinen zählen der Norweger Kjetil Jansrud, Vorjahresgewinner Peter Fill aus Südtirol sowie die Österreicher Hannes Reichelt, Max Franz und Olympiasieger Matthias Mayer. Auch Aleksander Aamodt Kilde rechnet sich nach der Bestzeit im letzten Training etwas aus - nicht aber der dritte Norweger Aksel Lund Svindal. Der Führende der Abfahrtswertung hatte ein Jahr nach seinem Sturz auf der Streif mit Kreuzband- und Meniskusriss samt Knorpelschaden noch immer Probleme mit seinem Knie und sich Anfang der Woche ein weiteres Mal operieren lassen. Seine Saison ist vorzeitig beendet.
Ähnlich wie Svindal hatten auch Reichelt und Georg Streitberger einen Unfall nach der Hausbergkante - gut zu sehen für die auch in diesem Jahr erwarteten mehr als 30 000 Zuschauer im Ziel. Damit sich ein solches Sturzfestival mit schweren Verletzungen nicht wiederholt, haben die Veranstalter reagiert: Mit Flutlicht für bessere Sicht auch bei Wolken, einer anderen Linie für weniger Geschwindigkeit vor dem Sprung und gesperrten Passagen während der Besichtigung, um die Ideallinie zu schützen. Auch die Startzeit wurde um 15 Minuten nach vorne verlegt, damit mehr Fahrer noch in der Sonne fahren können.