Entwarnung nach Vonns Sturz in Andorra
Soldeu (dpa) - Nach ihrem Sturz in Soldeu war Lindsey Vonn vor lauter Helfern nicht mehr zu sehen.
Im dichten Schneefall waren die Betreuer beim Super-G in Andorra minutenlang damit beschäftigt, den am linken Knie verletzten Superstar transportfähig zu machen und so sicher wie möglich ins Tal zu bringen. Endete Vonns Alpin-Saison und damit die Jagd nach dem Gesamtweltcup im weichen Schnee der Pyrenäen?
Fünfeinhalb Stunden später gab die 31 Jahre alte Rekordfrau leichte Entwarnung. Bei einer Röntgenuntersuchung sei ein Knochen-Haarriss im Knie festgestellt worden, teilte Vonn via Instagram mit. Dazu stellte sie ein Foto ihres bandagierten Knies. Allerdings erwäge sie trotz der Blessur einen Start bei der Alpinen Kombination am Sonntag. „Ich warte ab und schaue, wie ich mich fühle, um dann zu entscheiden, ob ich antreten kann“, schrieb sie. Wegen des erwarteten Schneefalls stand hinter dem zweiten Rennen von Soldeu aber eh ein Fragezeichen.
„Man darf sie niemals unterschätzen. Sie ist physisch und psychisch sehr stark“, hatte US-Chefcoach Paul Kristofic am Abend gesagt. Vonn wurde nicht in einem Krankenhaus, sondern teamintern behandelt.
Womöglich kam Vonn glimpflich davon. Am Montag stehe zur Sicherheit noch ein Magnetresonanz-Scan an, sagte sie. Ein langer Ausfall der Amerikanerin würde die Vorentscheidung im Gesamtweltcup bedeuten.
Denn Verfolgerin Lara Gut, die Vonn via Twitter gute Wünsche schickte, fehlen nur noch acht Punkte auf Rang eins. Dass die Schweizerin beim Sieg der Italienerin Federica Brignone nicht schon am Samstag an ihrer Konkurrentin vorbeizog, lag auch an den schwierigen Bedingungen auf der bereits verkürzten Strecke.
Gut musste nach der 15 Minuten dauernden Verletzungspause nach Vonns Ausfall als Erste wieder auf die Piste, die durch den anhaltenden Schneefall deutlich verlangsamt wurde. Die 24-Jährige beendete das Rennen auf Platz 16 und machte im Ziel eine wegwerfende Handbewegung. „Pech ist offenbar Teil des Spiels“, schrieb Gut später.
Einzig Viktoria Rebensburg gelang mit einer Fahrt auf Rang sieben noch ein achtbares Resultat. Alle anderen Fahrerinnen, die nach der Pause starten mussten, verpassten die Top 10 deutlich. „Das war kein leichter Tag“, sagte die Oberbayerin mit Verweis auf die Bedingungen und die wegen Wind und Schneefall bereits um drei Stunden verschobene Startzeit. „Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen. Mein Lauf war okay, ich hatte ein gutes Gefühl und das umgesetzt, was ich mir vorgenommen habe. Ich denke, ich habe das Maximum rausgeholt.“
An den Bedingungen übte sie aber keine Kritik. „Beim Fahren war es super, die Piste war in perfektem Zustand.“ FIS-Renndirektor Markus Mayr betonte derweil, dass niemandem ein Vorwurf gemacht werden könne, dass die Strecke nicht fahrbar gewesen sei.
Mit Startnummer 16 war Vonn zuvor klar auf Kurs Bestzeit, als sie erst eine Rechtskurve etwas zu weit fuhr und dann beim Schwungansatz zur folgenden Linkskurve auf dem Innenski wegrutschte. An der alles andere als steilen Stelle schlitterte sie eingehüllt in eine Schneewolke mehrere Meter weit und blieb dann regungslos liegen. Helfer schnallten ihr vorsichtig die Ski ab und brachten sie schließlich auf einem Akia zur Untersuchung.
Erstmals seit ihrem Sturz bei der Ski-WM 2013 in Schladming und den daraus resultierenden schweren Knieverletzungen war Vonn in diesem Winter wieder frei von Handicaps unterwegs - und brach einen Rekord nach dem anderen. Vergangenes Wochenende sicherte sie sich bereits die kleine Kristallkugel für die Abfahrtswertung. Mit 20 Kugeln hat Vonn so viele gewonnen wie niemand zuvor - auch bei den Herren gibt es keinen erfolgreicheren Athleten.