Höfl-Riesch verpasst vierte Medaille - Shiffrin siegt

Schladming (dpa) - Wütend boxte Maria Höfl-Riesch nach der verpassten Slalom-Medaille in die Werbebande. Wenige Meter vor dem Ziel fädelte die 28-Jährige ein und verpasste mit einer guten Zwischenzeit die in Reichweite liegende vierte Medaille dieser Ski-WM in Schladming.

Während die erst 17 Jahre alte Mikaela Shiffrin ungläubig ihren ersten WM-Titel realisierte, stand die Partenkirchenerin bereits mit dem Rücken zu den Medaillengewinnerinnen am TV-Mikrofon. „Es ist bitter, so kurz vor dem Ziel auszuscheiden. Sicher wäre eine Medaille möglich gewesen. Es hat nicht sollen sein, trotzdem war es eine Super-WM für mich“, sagte Höfl-Riesch nach dem für sie enttäuschenden Ende starker Titelkämpfe in Österreich. „Natürlich wäre 'ne vierte Medaille schön gewesen, aber insgesamt habe ich hier mehr geschafft, als ich selber und auch jeder andere von mir erwartet hat.“ Mit der Bilanz Gold in der Super-Kombination und Bronze in Abfahrt und Team-Wettbewerb wollte sich Höfl-Riesch noch am Samstag auf den Heimweg machen.

Shiffrin konnte ihr Glück kaum fassen. Als die Schwedin Frida Hansdotter als Schnellste des ersten Durchgangs im Ziel abschwang und nur die drittbeste Zeit hatte, starrte die junge Amerikanerin auf die Tribüne. Dort jubelten ihre Eltern, die sich gar nicht erst bemühten, ihre Tränen zu verstecken. „Ich weiß nicht, ob ich das jemals realisieren werde“, sagte Shiffrin, die nun die jüngste Alpin-Weltmeisterin seit 1985 ist. „Ich habe keine Ahnung, was die Goldene für die Zukunft bedeutet.“ Durch den vierten Titel für Team USA kann das Land nicht mehr von der Spitze der Nationenwertung verdrängt werden.

Silber ging an Michaela Kirchgasser aus Österreich, die in der Super-Kombination noch den undankbaren vierten Platz belegt hatte und nach ihrer Fahrt mit lautem Jubel und einem rot-weiß-roten Fahnenmeer gefeiert wurde. „Ich bin so froh. Es ist einfach so geil“, sagte Kirchgasser, die die Tränen nur mühsam zurückhalten konnte und Mitgefühl für die Viertplatzierte Tanja Poutiainen aus Finnland zeigte. „Ich weiß aus eigener Haut, dass Vierter blöd ist.“

Wie in der Super-Kombination nach der Abfahrt lag Höfl-Riesch bei ihrem letzten WM-Auftritt vor dem entscheidenden Slalom zwei Zehntelsekunden hinter der Spitze. Acht Tage zuvor hatte sie den Rückstand aufgeholt und sich ihre erste von drei Medaillen gesichert - am Samstag beendete sie ihre erfolgreiche Reise in die Steiermark niedergeschlagen neben der Piste. Bei ihrer letzten Zwischenzeit lag sie 0,09 Sekunden hinter der Spitze, fädelte dann aber ein und schied aus. „Eigentlich war es das letzte schwere Tor“, sagte sie, aber es sei egal, ob es am ersten oder letzten Tor passiere. „Es ist halt Millimeterarbeit.“ Schwester Susanne Riesch tröstete sie anschließend in den Katakomben.

Höfl-Riesch fährt trotzdem „stolz und mit erhobenem Haupt“ nach Hause, Lena Dürr dagegen muss aus den Titelkämpfen sportlich ihre Lehren ziehen und behält nur die Bronzemedaille im Teamwettbewerb in guter Erinnerung. „Das nehme ich mit von der WM, mit den Einzeldisziplinen bin ich nicht zufrieden, weil ich weiß, ich kann es viel besser.“ Im Slalom wurde sie 21., beim Riesentorlauf zwei Tage zuvor war sie im zweiten Durchgang gar nicht mehr angetreten, um sich für den Slalom zu erholen. Auf die Super-Kombination hatte sie verzichtet. Im Super-G gab es Rang 30. Beim Herren-Slalom will sie nun dem DSV-Quartett um Felix Neureuther die Daumen drücken: „Ich glaube, die Jungs sind alle vier gut drauf und glaube, dass die zeigen können, was in ihnen steckt.“

Christina Geiger schied bei ihrem einzigen WM-Auftritt schon nach rund 30 Sekunden aus und beobachtete Höfl-Rieschs dritten Ausscheider im dritten Spezialslalom nacheinander von der Tribüne. Zu ihrem eigenen Abschneiden sagte sie: „Es gibt Schlimmeres“, fügte aber an: „Man hat sich jetzt so lang auf die WM vorbereitet. Es ist halt schön, wenn man das hier miterleben kann, und wenn es dann so schnell wieder vorbei ist, das ist natürlich enttäuschend.“