Kitzbühel bleibt „Cuchebühel“ - Neureuther raus
Kitzbühel (dpa) - Didier Cuche feierte den Abfahrts-Rekord und verzückte auch Österreichs Ski-Legende Franz Klammer, Felix Neureuther hatte am „gebissenen Innenski“ nicht lange zu knabbern.
Zwar waren alle Hoffnungen des Vorjahressiegers im Slalom von Kitzbühel schon nach 15 Sekunden beendet, aber auf seinem eigenen WM-Weg wollte sich Neureuther davon nicht stören lassen. „Das steckt man locker weg. Ich weiß, was ich kann und das ist das wichtigste“, meinte der 26-Jährige, der bei insgesamt konstanten Vorstellungen weiter auf das erste Podest der Saison wartet. Als Kitzbühel-Sieger reist dagegen Jean-Baptiste Grange (Frankreich) zur WM-Generalprobe im Torlauf in der Nacht von Schladming.
Nach dem Erfolg im Super-G durfte Ivica Kostelic beim mit 550 000 Euro am höchsten dotierten Weltcup-Wochenende über Platz zwei im Slalom und den Sieg in der Hahnenkamm-Kombination jubeln. Rang elf in der Abfahrt ließ er damit den sechsten Sieg in 21 Tagen folgen.
Für die österreichischen Ski-Herren war das sportliche Abschneiden beim Hahnenkamm-Spektakel vor über 80 000 Zuschauern - darunter Promis wie Boris Becker, Veronika Ferres, Niki Lauda - nach dem schrecklichen Sturz von Hans Grugger im Abschlusstraining zweitrangig. Umso wichtiger aber die Botschaft aus der Innsbrucker Klinik. Im Fall des 29-Jährigen, der nach der Not-OP am Kopf im künstlichen Tiefschlaf liegt, gab es nach einer komplikationsfreien Nacht „Grund für vorsichtigen Optimismus“.
Den Gastgebern hatte der Schock des Grugger-Sturzes sowohl in Abfahrt als auch im von Kostelic gewonnenen Super-G noch in den Renn- Anzügen gesteckt. Aber leider, das betonte auch der wie Klammer nun viermalige Schussfahrtsieger von Kitzbühel, gehörten Unfälle auf der Streif dazu. „Ich bin jetzt seit 1995 in Kitzbühel. Jedes Jahr gibt es ein, zwei, die sehr schlimm stürzen“, sagte Kraftpaket Cuche, bei dem sich 90 Kilo Muskelmasse auf 1,74 Meter verteilen. „Als Athlet muss man die harte Schale anlegen, sonst darf man nicht an den Start gehen, wenn man Angst hat und weiche Beine bekommt.“
In einer eigenen Liga fuhr der nun älteste Sieger im alpinen Ski-Weltcup beim Coup am Samstag. 0,98 Sekunden betrug sein Vorsprung auf Bode Miller (USA). „Didier hat es sich verdient“, meinte Klammer. „Es war eine Augenweide, ihm zuzuschauen.“
Das ist es dieser Tage auch beim im Gesamtweltcup klar führenden Kostelic, der 304 Punkte und rund 125 000 Euro einfuhr. Dagegen erfreute Neureuther seine Fans und Alpin-Direktor Wolfgang Maier nicht. „Da war ich einfach enttäuscht, er ist nie richtig ins Fahren gekommen“, sagte Maier, der die Erklärung von Neureuther für dessen Aus nicht gelten lassen wollte. „Mir hat es die Innenkante gebissen, ich bin nicht mehr weggekommen und dann hat es mich ausgedreht“, sagte der 26-Jährige. „Das muss Felix im Griff haben“, meinte Maier.
Anders als Andreas Sander ist Neureuther kein Junior mehr. Sander kam als jüngster Streif-Starter am Samstag als 37. ins Ziel. Bewundernd äußerte sich der 21-Jährige nach seiner Kitzbühel-Premiere über das „große Idol“ Cuche. „Es ist Wahnsinn, wie der mit der Strecke umgeht“, sagte Sander, von ähnlicher Statur wie der Schweizer Gewinner. „Viel größer oder kleiner als ich ist er nicht, auch nicht schmaler, das passt schon gut - skifahrerisch fehlt aber noch ganz schön viel.“