Riesch mit „Super-Wochenende“ - Reicher Kostelic
Kitzbühel (dpa) - Maria Riesch wehrte den Angriff von Lindsey Vonn eindrucksvoll ab - in Kitzbühel war die Attacke von Felix Neureuther schon nach 15 Sekunden vorbei. Zwei Wochen vor der WM konnte der Vorjahressieger beim Ski-Spektakel nicht in den Podestkampf eingreifen.
Dagegen durften Rekord-Abfahrer Didier Cuche (Schweiz) und der im Gesamtklassement in einer eigenen Liga fahrende Ivica Kostelic (Kroatien) am Hahnenkamm feiern. Viel Grund zur Freude hatte in Italien Olympiasiegerin Riesch: Nach dem Erfolg in der Abfahrt verpasste die 26-Jährige nur um 5/100 Sekunden hinter Vonn den ersten Super-G-Sieg seit drei Jahren. „Ein Super-Wochenende. Man merkt, dass es an Lindsey nagt, dass ich ihr hier im Nacken sitze“, sagte Riesch.
16 Tage vor dem Auftakt der Heim-Weltmeisterschaften in Garmisch- Partenkirchen durfte Alpin-Direktor Wolfgang Maier von Kitzbühel aus wenigstens zufrieden auf die Ergebnisse aus Cortina d'Ampezzo schauen. „Das war wirklich eine gute Vorstellung. Sie macht es gut, ist immer auf Schlagweite Podium“, lobte Maier seine im Gesamtklassement klar führende Top-Fahrerin. Vom Stockerl in Kitzbühel, auf dem Neureuther vor einem Jahr erstmals ganz oben im Weltcup stand, war der 26-Jährige diesmal meilenweit entfernt. „Da war ich einfach enttäuscht, er ist nie richtig zu fahren gekommen.“
Das war bei Cuches Traumfahrt ganz anders. Mit 36 Jahren und fünf Monaten war der Schweizer nicht nur der älteste Sieger eines Weltcup- Rennens überhaupt, sondern zog in Kitzbühel mit Franz Klammer gleich. „Es war eine Augenweide ihm zuzuschauen“, meinte Österreichs Ski- Legende Klammer, der vor dem Schweizer Mucki-Paket als einziger viermal eine Schussfahrt am Hahnenkamm gewann. Wie vor einem Jahr sicherte sich Kostelic als Zweiter des Slaloms die Kombinations- Wertung in Kitzbühel, die Addition aus Abfahrt und Torlauf. Kostelic, schon Gewinner des Super-G am Freitag, verdiente auf Streif und Ganslernhang in drei Tagen 125 000 Euro und 304 Weltcup-Punkte.
Viel wichtiger als das sportliche Abschneiden der österreichischen Herren mit zwei Podestplätzen in vier Wettbewerben beim Heim-Weltcup war der Zustand des im Training schwer gestürzten und am Kopf operierten Hans Grugger, der im künstlichen Tiefschlaf liegt. Bei ihm gebe es „Grund für vorsichtigen Optimismus“ hieß es nach weiteren Untersuchungen im Krankenhaus.
In Cortina fehlten Riesch nur 5/100 Sekunden zum Doppel-Coup, dennoch durfte sich die Doppel-Olympiasiegerin nach dem zweiten Super-G-Platz hinter Lindsey Vonn als Gewinnerin fühlen. „Ich habe jetzt den Vorteil bei mir“, sagte die Partenkirchenerin mit Blick auf die zweite Saisonhälfte angesichts Top-Form und 145 Punkten Vorsprung in der Gesamtwertung. Gut in Fahrt zeigte sich auch Riesenslalom- Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg mit Platz acht als Bestleistung im Super-G.
Vonn konnte in der Abfahrt abermals nur knapp einen Sturz verhindern, zog sich aber dennoch eine auf den ersten Blick kleine Knieblessur zu. Der Erfolg im Super-G, Nummer 39 insgesamt, stimmte sie wieder versöhnlich, aber in der Gesamtwertung sieht sie die Rollen nun klar verteilt. „Maria ist die große Favoritin“, sagte WM-Dominatorin von Val d'Isère.
Wie im Weltcup wird das Duell der beiden Freundinnen und Konkurrentinnen auch bei der WM in Garmisch weitergehen? Ob dann auch Felix Neureuther ganz noch vorne fahren kann? Die nächste Chance im Weltcup hat er bei der Torlauf-Generalprobe für die Titelkämpfe in der Nacht von Schladming. „Aber auch dann ist bis zur WM noch so viel Zeit und in drei Wochen kann viel passieren“, sagte der 26-Jährige, der sich trotz des vorzeitigen Aus in Kitzbühel gut in Form und im Plan sieht.
Neureuther bleibt der einzige deutsche Alpin-Herr, der die WM-Norm erfüllt hat. Andreas Sander machte am Samstag als 37. bei der Streif-Premiere als jüngster Teilnehmer aber Werbung für einen Einsatz auf der Kandahar.