Riesch wehrt Vonn-Angriff an „Super-Wochenende“ ab
Cortina d'Ampezzo (dpa) - Lindsey Vonn bleibt mit ihren Siegen vier und fünf zwar die „Speed-Königin von Cortina“. Doch mit ihrem Abfahrts-Coup und einem starken Super-G verteidigte Maria Riesch ihre Führung im Gesamtweltcup.
Auch dank eines abendlichen Umtrunks als „gutem Omen“.
Nur fünf Hundertstelsekunden fehlten zum Doppel-Coup von Cortina, dennoch durfte sich Maria Riesch nach dem zweiten Super-G-Platz hinter Lindsey Vonn als Gewinnerin eines „Super-Wochenendes“ fühlen. Mit dem Abfahrtssieg am Samstag wehrte die Doppel-Olympiasiegerin den Angriff ihrer amerikanischen Rivalin bravourös ab und verteidigte die Führung im Gesamtweltcup. „Ich habe jetzt den Vorteil bei mir“, sagte die Partenkirchenerin mit Blick auf die zweite Saisonhälfte. „Das gibt mir viel Selbstvertrauen, dass ich die Lindsey auch in den Speeddisziplinen schlagen kann.“
Schwer angesäuert war Vonn nach dem dritten Rang in der Schussfahrt durch den Zielraum gerauscht und wegen einer Knieblessur auch nicht bei der abendlichen Siegerehrung auf der Piazza Venezia erschienen. Erst nach ihrem sechsten Saisonsieg, bei dem Viktoria Rebensburg als Achte mit Super-G-Bestleistung überzeugte, hatte Vonn am Sonntag trotz der Blessur ihr Lächeln wiedergefunden. „Das war die richtige Antwort nach gestern“, betonte die dreimalige Gesamtweltcup- Siegerin, die erst nach kurzem Zögern den 145-Punkte-Vorsprung ihrer deutschen Freundin einordnete: „Maria ist die große Favoritin.“
„Wenn sie ein bisschen unter Druck ist, macht auch die Lindsey Fehler“, hatte Herren-Cheftrainer Thomas Stauffer als Lehre des „ganz wichtigen“ Wochenendes formuliert. Als Maria Riesch am Freitag als Neunte im ersten Super-G auf der „Pista Olympia delle Tofane“ patzte, musste Vonn nicht volles Risiko für ihren Sieg gehen. Doch mit der perfekten Abfahrt ihrer deutschen Freundin im Hinterkopf übertrieb die Amerikanerin einen Tag später ihre atemberaubende Innenlage und rettete sich kunstvoll nur knapp vor den Fangzäunen. „Es hat mir heute mein Herz schockiert“, berichtete die 26-Jährige.
Ein Herzschlagfinale dürfte den beiden absolut dominierenden Fahrerinnen während der WM im Medaillenkampf und nach den Titelkämpfen auch im Kampf um die große Kristallkugel bevorstehen. Bislang machte sich Vonn stets die Schwäche Rieschs in deren selbst erklärter „Problem-Disziplin“ zunutze.
„Im Vergleich zu den letzten Jahren läuft meine Super-G-Saison sensationell“, freute sich die Partenkirchenerin, die ihr Sommertraining in Chile als Schlüssel zur neu gewonnen Schnelligkeit ausmacht. „Ich verliere nicht mehr so viele Punkte in den schnellen Disziplinen.“
Dennoch muss sie bei der Jagd nach dem ersten Gesamtweltcup- Triumph besonders auf ihren Vorteil in den technischen Wettbewerben setzen, von denen jeweils ein Slalom und Riesenslalom wegen des Frühlingswetters in Maribor abgesagt worden waren. „Es wäre unfair, wenn nicht wenigstens eins der beiden Rennen nachgeholt wird“, sagte Riesch.
Mit einem Glas Prosecco hatte sie sich am Vorabend zur Abfahrt gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen Gina Stechert, die mit den Rängen 19, 28 und 43 ein schwaches Wochenende ablieferte, und Isabelle Stiepel (37.) im Mannschaftshotel eingestimmt. „Das ist ein gutes Omen“, erklärte die 26-Jährige schmunzelnd. Das gleiche Erfolgsrezept hatte bereits in Lake Louise gewirkt, als Riesch die beiden ersten Abfahrten der Saison gewann.