Maiers Ziel: Frauen „auf ganzer Breite in der Weltspitze“
Sölden (dpa) - 2015 gab es keine Weltcup-Kugel, 2016 aber möchte der Deutsche Skiverband bei den Alpinen am liebsten gleich zwei gewinnen.
Wer dafür vor dem Saisonstart in Sölden an diesem Wochenende infrage kommt und welche Fehler man vermeiden muss, sagt Alpindirektor Wolfgang Maier im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Am Samstag beginnt die Weltcup-Saison in Sölden. Mit welchem Gefühl geht's in den Winter?
Wolfgang Maier: Wir haben im Team eine sehr gute Stimmung. Die Vorbereitung war besser als erwartet. Wir haben auch das große Glück, dass wir Stand heute von Verletzungen weitestgehend verschont geblieben sind. Wir haben für die Saison aber auch große Herausforderungen und Ziele vor uns. Wir wollen mit dem Frauen-Team wieder auf ganzer Breite in der Weltspitze vertreten sein, mit unseren Abfahrern ein Stück zulegen und unsere Position im Technikbereich ausbauen.
Frage: Eine Kugel plus X - Saisonziel damit richtig zusammengefasst?
Maier: Wir würden ganz gerne bei den Damen eine Kugel gewinnen. Ich bin davon überzeugt, dass die Viktoria eine außergewöhnlich gute Riesenslalomfahrerin ist und um die Disziplin-Wertung fahren kann. Ich bin gespannt, wie wir aus den Startlöchern kommen. Das ist oft entscheidend. Man muss die ersten Rennen nicht unbedingt gewinnen, aber mit positiven Ergebnissen im Rücken geht man dann mit einer guten Selbstsicherheit in die nächsten Rennen. Und unser großes Ziel ist natürlich immer noch, bei den Herren eine Disziplin-Kugel zu gewinnen. Nachdem wir jetzt dreimal Zweiter geworden sind, probieren wir es in diesem Winter einfach wieder. Dann wären es zwei Kugeln - wobei das optimistisch ist, muss ich ganz ehrlich sagen.
Frage: Ist Rebensburg schon eine Kandidatin für die große Kugel?
Maier: Das ist für mich total spekulativ. Ich habe eine ganz andere Philosophie. Man darf nicht mal so denken. In erster Linie muss man am Anfang der Saison gute Ergebnisse einfahren - das ist wichtig für das Selbstvertrauen und damit die Basis für mögliche weitere Erfolge.
Frage: Die Verletzung von Gesamtweltcupsiegerin Anna Fenninger hat also gar keine Auswirkungen darauf, was sich der DSV ausrechnet?
Maier: Nein. Auch Tina Maze ist nicht mehr dabei, jetzt fällt Anna Fenninger aus - da könnte man wagen, mit dem Rechnen anzufangen. Aber da machst du auch schon den ersten Fehler. Denn wir wissen nicht, wie sich andere Konkurrentinnen entwickelt haben. Jetzt auf den Gesamtweltcup zu spekulieren, ist kein Thema für uns. Wenn man um diese Kugel fahren möchte, ist die Ausgangsbasis ein guter Start. Dass man weiß, dass man Rennen gewinnen kann. Dann kann man vieles weiterentwickeln. Aber wenn man diese Erfahrung nicht gemacht hat, dann gewinnt man weder die kleinen noch die großen Kugeln. Sondern dann gewinnt man gar keine Kugel.
Frage: Wie schafft man es, nicht so zu denken?
Maier: Die Läufer, die eine große Kugel während meiner Laufbahn als Trainer gewonnen haben, die konnten das ausblenden. Weil sie gelernt haben, dass es nichts bringt, an den Gesamtweltcup zu denken oder darauf zu spekulieren. Die Kugel-Killer fahren immer ein Rennen nach dem anderen. Ganz einfach. Die spekulieren nicht vorher. Klar, wenn man sagt: Denk' nicht dran - dann denkt man am meisten dran. Man muss sich einfach auf das Jetzt fokussieren. Das, was ich jetzt mache, ist das Entscheidende.
Frage: Kann Viktoria Rebensburg das schon?
Maier: Viktoria hat schon viele große Erfolge gefeiert. Ich glaube: Ja, sie kann das.
Frage: Ein Jahr ohne Olympia oder WM - geht man da anders ran?
Maier: Ja, schon ein bisschen. Durchschnaufen kann man nicht. Aber man hat keine so ganz extreme Fokussierung auf einen Moment. Eine WM, das ist schon eine große Herausforderung für das ganze Team. Dieses Jahr sind die Highlights eben Adelboden, Kitzbühel oder die Cortina-Rennen, die Heim-Rennen. Das ist auch schön, auch herausfordernd. Aber eine WM ist durch kein Weltcup-Rennen zu ersetzen.
ZUR PERSON: Wolfgang Maier (54) ist seit 2006 Alpindirektor beim Deutschen Skiverband. Als Trainer verantwortete er von 1997 bis 2005 das Damen-Team und führte Katja Seizinger, Martina Ertl-Renz und Hilde Gerg 1998 zu den ersten drei Plätzen im Gesamtweltcup.