„Mozart auf Ski“: Kristoffersen verzaubert die Slalom-Welt
Santa Caterina (dpa) - Nach seinem ersten Sieg trugen Felix Neureuther und Marcel Hirscher den jungen Norweger auf Schultern durch den Zielraum.
Fast zwei Jahre nach der Premiere in Schladming nehmen die beiden besten Slalom-Fahrer der vergangenen Jahre die Erfolge von Henrik Kristoffersen aber nicht mehr ganz so leicht. „Die Stars, der Felix und ich, wir müssen zulegen, dass wir da mitkommen“, sagte der dreimalige Gesamtweltcupsieger Hirscher vor dem nächsten Kräftemessen beim Klassiker in Adelboden an diesem Wochenende.
Der Gejagte, das ist vor dem vierten Torlauf des Winters nicht Hirscher als Nummer drei der ewigen Bestenliste und Kugel-Gewinner der vergangenen drei Jahre. Auch nicht Neureuther, der WM-Dritte und WM-Zweite in dieser Disziplin und über Jahre größte Konkurrent des Salzburgers. Sondern Kristoffersen, ein schmächtiger, 21 Jahre alter Blondschopf aus der nahe Oslo gelegenen Stadt Lorenskog in Norwegen. „Er ist jetzt schon einfach eine Klasse besser wie der Rest im Slalom“, behauptete Hirscher vor kurzem sogar.
Womöglich sieht Österreichs Superstar in solchen Aussagen nur eine Möglichkeit, um etwas Druck von sich selbst zu nehmen. Fakt aber ist: Kristoffersen ist stark wie noch nie in seiner jungen Karriere.
Erster in Val d'Isère, Erster in Madonna di Campiglio - jeweils mit mehr als einer Sekunde Vorsprung auf den Zweitplatzierten Hirscher - dazu Rang zwei beim Slalom in Santa Caterina: mit 280 Punkten führt Kristoffersen die Disziplinwertung an. Nach dem ersten von fünf Torläufen binnen 20 Tagen trennen ihn 20 Zähler von Hirscher, Neureuther fehlen als Viertem bereits 170 Punkte.
„Ich kenne ihn jetzt ein paar Jahre, für sein Alter ist er unfassbar abgebrüht“, lobte Neureuther seinen Rivalen jüngst in einem Interview der Münchener „tz“. „Der geht das alles mit einer Professionalität an, die ich in dem Alter so sicher noch nicht hatte.“
Neureuthers Chef Wolfgang Maier, der Alpindirektor im Deutschen Skiverband (DSV), geht in seiner Einschätzung noch viel weiter. „Er ist seit drei Jahren in der Weltspitze etabliert und ein kleiner Mozart auf Ski - ein kleines Wunderkind. Das muss man so sagen. Jede Nation hätte gerne so einen wie ihn. Egal wo der aufgetreten ist, in welchem Alter auch immer, er ist schon immer herausgestochen.“
Bei Junioren-Weltmeisterschaften sammelte Kristoffersen insgesamt acht Medaillen, davon allein sechs goldene. Auch bei Olympischen Spielen hat der Mann mit Beinen so dünn wie die von Fußballer Thomas Müller bereits zugeschlagen: 2014 war er im Slalom 0,05 Sekunden schneller als Fritz Dopfer und gewann Bronze in Sotschi.
Trainiert wird er seit Kindertagen von Lars Kristoffersen, seinem Vater. Die Beziehung war wohl nicht immer einfach, ausgezahlt hat sie sich aber schon jetzt. Dazu profitiert der Junior vom Wissen Kjetil Jansruds und insbesondere des fünffachen Weltmeisters Aksel Lund Svindal. Der Austausch zwischen Alt und Jung hat in Norwegens Skiverband Tradition, Kristoffersen weiß die Tipps zudem zu gewichten und zu nutzen. „Grundsätzlich halte ich ihn für den absolut talentiertesten Skifahrer, der momentan im Weltcup startet“, sagte DSV-Alpinchef Maier. Trotz der Stars Hirscher und Neureuther.