Neureuther will „Wörtchen mitreden“
Schladming (dpa) - Das strahlende Lächeln kehrte bei Felix Neureuther nach dem vergebenen Sieg schnell zurück. Um drei Zehntelsekunden hatte der Partenkirchener Skirennfahrer als klar Führender seinen dritten Weltcup-Coup verpasst.
Platz zwei beim Slalom-Finale in Schladming bereitete ihm aber ein gutes Gefühl für anstehende Großtaten. „Ich muss an meiner Konstanz arbeiten. Wenn das wieder stimmt, dann kann der Neureuther in den nächsten Jahren ein Wörtchen mitreden“, sagte er am Ort der WM 2013. Elf Monate vor den Titelkämpfen war der Österreicher Marcel Hirscher als neuer Gesamtweltcupsieger und Riesentorlauf-Gewinner schon jetzt der Star auf der Planai.
Wie sinnbildlich für die ganze Saison verlief das letzte Rennen für Neureuther, der neben drei Podiumsplätzen auch mehrfach mit Kurs auf Bestzeit patzte und vier Nullnummer verkraften musste. Trotz der Spitzenposition im ersten Lauf musste er sich in Österreich nur dem Schweden Andre Myhrer geschlagen geben, der zudem die Slalomkugel gewann. Fritz Dopfer (Garmisch) rundete als Vierter mit dem besten zweitbesten Torlauf seiner Karriere die starke Saison für die deutschen Alpin-Herren ab.
Einzig der ersehnte Premierenerfolg dieses Winters blieb der Crew des scheidenden Herren-Cheftrainer Karlheinz Waibel auch im letzten Anlauf verwehrt. Bei den Disziplincoaches sei man weiter „unglaublich gut aufgestellt“, meinte Neureuther, der den Abschied des hoch geschätzten Analytikers bedauerte: „Er war ein absoluter Topmann, der immer ein offenes Ohr für uns hatte und sehr gute Ideen hatte.“
Auch wenn Dopfer - 29 Hundertstel hinter dem Österreicher Mario Matt - nicht für das erste deutsche Slalom-Doppelpodium seit 1974 sorgte, mehr als die insgesamt sechs Podestplätze dieses Winters gab es zuletzt durch Markus Wasmeier, Armin Bittner und Hansjörg Tauscher im Jahr 1992 (7). Insgesamt holten Dopfer, Neureuther und Co. 1267 Punkte - genau so viele waren es zuletzt vor 18 Jahren.
Auch wenn Hirscher seinen 1355 Zähler im Slalom keine mehr hinzufügen konnte, war der 23-Jährige unendlich glücklich über seinen vor der Saison kaum erwarteten Gesamtsieg. „Ich wäre ein Trottel, würde ich es nicht genießen“, sagte Hirscher am Sonntag und fühlte sich um „fünfzig bis hundert Kilo“ leichter. Unter dem frenetischen Jubel der Heimfans hatte er im Riesenslalom seinen neunten Saisonsieg gefeiert und durfte durch den Slalomverzicht von seinem Schweizer Verfolger Beat Feuz vorzeitig anstoßen. „Nun habe ich für den Sommer eine Aufgabe: Nichteinfädeln üben!“, scherzte Hirscher. Für die freie Zeit hat er aber eigentlich anderes im Sinn: „Bisserl Campen, Kajak fahren, Motocross fahren. Cool!“
Didier Cuche legt die Rennski für immer beiseite. Bei einem Sonnenbad genoss der Schweizer Altmeister nach seinem Rücktritt am Sonntag die Slalomdarbietungen seiner früheren Kontrahenten. In einem historischen Outfit aus einem Wintersportmuseum - wie in den Anfängen des alpinen Skisports mit Rucksack und altertümlichen Ski - hatte er am Samstag den zweiten Riesenslalomlauf in Angriff genommen. „Ski-Pensionist hört sich ein bisschen komisch an“, sagte Cuche, „aber ich werde mich daran gewöhnen. Ich denke, es war eine richtige Entscheidung.“