Reichelt triumphiert in Kitzbühel - Kepplers Abschied
Kitzbühel (dpa) - In Kitzbühel schwang Stephan Keppler nach seiner letzten Weltcup-Abfahrt zufrieden ab und tippte sich an den Helm. „Danke!“ stand dort geschrieben.
Platz 15 war für den 30-Jährigen ein versöhnlicher Abschluss bei der letzten Schussfahrt auf der berühmt-berüchtigten Streif. Es war das beste Resultat von ihm seit Rang 11 in Bormio 2012. Der Sieger damals in Italien und auch am Samstag in der österreichischen Après-Ski-Hochburg: Hannes Reichelt, Österreich.
„Es ist so geil, wenn du bei dieser Kulisse ins Ziel kommst und der Einser aufleuchtet“, schwärmte Reichelt und sprach von einem „Geschenk“. Anders als Landsmann und Weltmeister Marcel Hirscher, der am Vortag dem deutschen Slalom-Sieger Felix Neureuther nur gratulieren konnte, tat Reichelt auch etwas für die rot-weiß-rote Alpin-Seele. Der 33-Jährige beendete quälend lange Wartezeiten in der Alpenrepublik: Es war der erste Abfahrtserfolg bei den Hahnenkammrennen seit 2006 und der erste im Weltcup seit Reichelts Erfolg in Bormio im Dezember 2012. „Ich bin sehr froh, dass die Durststrecken endlich zu Ende sind“, betonte er. Neben allerhand Ruhm und Ehre waren 70 000 Euro Preisgeld der Lohn.
Über 40 000 Ski-Freunde feierten ihre Abfahrtsheroen auf der Streif, auf der wetterbedingt die Schlüsselstellen Hausbergkante und Traverse fehlten. Erst führte Trainingsdominator Bode Miller, nach der noch schnelleren Fahrt von Aksel Lund Svindal (Norwegen) ließ sich der Amerikaner dann von seiner Frau mit Umarmung und Küsschen trösten. Und dann schlug die große Stunde von Reichelt. Die Promis der Alpenrepublik wie Arnold Schwarzenegger, DJ Ötzi oder Schauspieler Tobias Moretti jubelten über den starken Auftritt beim siebten Weltcup-Sieg Reichelts. Auch Bundespräsident Heinz Fischer stimmte in das rhythmische Beifallklatschen der Zuschauerschar ein.
Als sich die VIP-Tribüne dann weitgehend geleert hatte und die drei erstplatzierten Reichelt, Svindal und Miller ihren Interviewmarathon absolvierten, löste die Leistung Kepplers lobende Worte aus. Zumindest beim Teamkollegen Josef Ferstl, dem selbst auf Rang 40 Punkte verwehrt blieben. „Richtig stark“, betonte der Sohn des zweimaligen Kitzbühel-Siegers Sepp Ferstl, als er im Zielraum die Streif hinauf blickte. Mit der eigenen Vorstellung war der 25-Jährige dagegen nicht zufrieden. „Mir passiert ein Fehler im einfachsten Teil der Strecke, das ist richtig bitter“, betonte Josef Ferstl.
Dagegen bedeutete Kepplers 15. Platz nach dem 11. Rang von Tobias Stechert im November in Lake Louise das zweitbeste Ergebnis der in diesem Winter enttäuschenden deutschen Speedsparte. Für die Winterspiele wurde daher auch kein Abfahrer nominiert. Vor vier Jahren löste Keppler in Kitzbühel noch das Last-Minute-Ticket für Vancouver, diesmal verabschiedete er sich immerhin überaus achtbar von der Abfahrt
„Es gab viel mehr schöne Moment als schlechte, ich habe viele Täler durchlebt, aber mich immer wieder zurückgekämpft“, schilderte Keppler und dachte besonders gerne an zwei Ereignisse zurück. „Ganz klar, die Olympia-Quali, die ich hier in Kitzbühel geschafft habe auf den letzten Drücker war Wahnsinn und der zweite Platz auf dem Stockerl in Gröden.“
Am Sonntag, wenn Keppler im Super-G noch einmal starten möchte, können in Kitzbühel gleich 200 Weltcup-Punkte gewonnen werden. Erst steht ein Super-G an, dieser zählt für sich alleine und zusammen mit dem Slalom am Nachmittag als Super-Kombination und neue Hahnenkamm-Kombination.