Speedteam mit kleinen Schritten - zu wenig?
Alta Badia (dpa) - Mathias Berthold verteidigte die Resultate seiner Mannschaft bei den Speedrennen in Gröden.
„Es war ein ordentliches Ergebnis“, sagte der Herren-Cheftrainer des Deutschen Skiverbands (DSV) über die Leistungen seiner Schützlinge bei den traditionsreichen Wettkämpfen auf der Saslong in Südtirol.
Rang 25 von Tobias Stechert in der Abfahrt beim Sieg von Steven Nyman aus den USA am Freitag und Platz 18 von Klaus Brandner im Super-G bei einer weiteren Glanzleistung von Überflieger Kjetil Jansrud aus Norwegen tags darauf waren die besten Positionen aus DSV-Sicht.
Mit Blick auf die zurückliegenden harten Jahre und die jeweiligen Umstände sei das in Ordnung gewesen, fand DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier - nur eben: „Zu wenig für die Außendarstellung.“ Dafür brauche es einen Fahrer in den Top 10, betonte Maier. Schon in Alta Badia angelangt, wo am Sonntag Felix Neureuther und Fritz Dopfer im Riesenslalom fuhren, wollte Berthold über das Image nicht spekulieren. „Die Außendarstellung ist mir ziemlich wurscht“, betonte der Österreicher. „Mir ist wichtig, dass wir uns als Team weiterentwickeln. Die Erfolge werden schon kommen.“
Recht haben wohl beide. Ferstls 14. Platz in Lake Louise, Stecherts Rang 16 in Beaver Creek und Brandners Fahrt in Gröden sind ein Beleg für die Aufwärtstendenz des dauerhaft kriselnden Speedteams, dessen letzter Sieg durch Max Rauffer schon zehn Jahre her ist. „Das ist für den Anfang okay. Wir werden uns Schritt für Schritt steigern müssen“, erklärte Berthold. Auch Maier interpretierte die Resultate grundsätzlich als positives Zeichen: „Das sagt aus, dass sich langsam ein Team entwickelt, dass es keine Einzelvorstellung ist.“
Allerdings: Vermarkten - nach außen in Richtung Öffentlichkeit und Sponsoren und innen gen Verbandsspitze - lassen sich Platzierungen jenseits der Top 10 praktisch nicht. Auf dem Weg zum von Berthold erklärten Ziel, bei Olympia 2018 in allen Disziplinen um Medaillen fahren zu können, wäre das eine oder andere Ausrufezeichen hilfreich.
Bis es soweit ist, müssen sich Stechert & Co. mit kleinen Erfolgserlebnissen weiter motivieren - die Fahrt von Brandner zählt dazu. „Wir freuen uns untereinander sehr, weil das einfach für's Team gut ist. Ich habe ihn schon öfter geschlagen und weiß: Was er kann, kann ich auch. Das ist natürlich fürs Selbstvertrauen sehr wichtig“, berichtete Ferstl, der als einziger aus dem Speedteam zumindest die halbe Qualifikationsnorm für die WM im Februar erfüllt hat. Seine eigene Fahrt auf Platz 29 sei zwar ein „Schritt in die richtige Richtung“ gewesen, dennoch haderte er mit sich: „Ich habe oben ziemlich viel verloren, eine Sekunde schon. Das ist zu viel.“
Brandner war mit dem Resultat seines zwölften Weltcup-Rennens zufrieden und bekam von Maier dafür einen Schlag auf die Schulter - allerdings auch mahnende Worte zu hören. „Das ist immer nahe an der Selbstzerstörung, was er da macht“, sagte er am Samstag. „Er hat permanent den Rückstand reduziert, hat aber im letzten Hang aufgehört, entsprechend mit Konzentration zu fahren. Du kannst halt dann am letzten Hang das ganze Ergebnis noch vermasseln.“ Ohne die Fehler auf den letzten Metern wäre Brandner womöglich mit weniger als einer Sekunde Rückstand auf Sieger Jansrud ins Ziel gekommen - und in die Top 10 gefahren.