Tränen im Weltcup bei Siegen von Shiffrin und Ligety
Lenzerheide (dpa) - Als bei den Alpinen der Kampf um die letzte Kristallkugel entschieden war, gab es erst einmal jede Menge Tränen. Die erst 18-jährige Amerikanerin Mikaela Shiffrin hielt sich nach dem Gewinn der Slalom-Wertung die Hände vor das Gesicht und weinte vor Rührung.
Einige Meter entfernt lehnte sich die slowenische Ausnahmekönnerin Tina Maze am Samstag beim Saison-Finale in Lenzerheide an ein Absperrgitter und heulte ebenfalls los. Punkte-Rekord, Podest-Bestmarke, Gesamtweltcupsieg und zwei kleine Kugeln - für die überehrgeizige Slowenin war das in diesem Augenblick nicht genug.
„Ich bin ein bisschen traurig, aber das ist nur der Moment und es passt schon“, sagte Maze. „Ich war hier für andere Sachen, nicht für Rekorde. Ich wollte heute gewinnen. Aber trotzdem: Meine Saison war unglaublich.“ Kein Trost für sie: Die Super-G-Weltmeisterin stand zum 23. Mal in diesem Winter auf dem Podest und stellte einen weiteren Rekord auf. Ihre nunmehr schon 2314 Weltcup-Punkte sind ohnehin eine Bestmarke, die lange Bestand haben wird.
„Tina hat hart gearbeitet, gut trainiert und ist sehr fokussiert. Sie ist jetzt wahrscheinlich genau da, wo sie sein wollte“, sagte Maria Höfl-Riesch. Nach drei Torlauf-Ausscheidern verbuchte sie selbst als Siebte wieder Slalom-Punkte - und das beste Ergebnis aus deutscher Sicht am Samstag. Felix Neureuther schied im Riesenslalom ebenso aus wie Christina Geiger im Slalom. Fritz Dopfer wurde beim Riesentorlauf-Sieg von Ted Ligety (USA) 15., Lena Dürr beim Shiffrin-Erfolg Elfte. „Das reißt mich natürlich nicht vom Hocker“, sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier zum Team-Ergebnis.
Das tat dagegen Ligety. Zum sechsten Mal im achten Rennen fuhr der dreimalige Weltmeister von Schladming zum Sieg in seiner Lieblingsdisziplin. „Das ist unglaublich! Es ist ein spezieller Tag für mich“, gestand der Amerikaner, der sich vor Neureuther auch Platz drei in der Gesamtwertung sicherte. „Aber jetzt bin ich wirklich leer und freue mich auf Nächte im eigenen Bett.“
Neureuther musste nicht nur Platz drei im Gesamttableau abhaken, sondern könnte am Sonntag im Slalom sogar noch auf Rang sechs zurückfallen. Der Kroate Ivica Kostelic (840) und der Franzose Alexis Pinturault (790) sitzen dem Partenkirchener (848) im Nacken. Ober er im Torlauf starten kann, war am Samstag offen. Schmerzen wie „Messerstiche“ plagten Neureuthers Rücken nach dem Rennen.
Dagegen sicherte sich Höfl-Riesch Rang zwei in der Gesamtwertung, beachtliche 1213 Punkte hinter Maze (2314). „Im Weltcup bin ich nicht konstant genug gewesen, auch wenn ich überall schnell war. Für das nächste Jahr muss ich an meiner Konstanz arbeiten“, erklärte die dreimalige Edelmetallgewinnerin der Weltmeisterschaften. „Ziel war es, bei der WM Medaillen zu machen, das ist gut gelungen.“ Dazu bewertete sie das Torlauf-Abschneiden am Samstag letztlich als positiv, da die jüngsten Ausscheider arg auf das Gemüt gedrückt hatten.
Auch Dopfer hat merklich an den Riesenslalom-Stürzen von Garmisch-Partenkirchen und Kranjska Gora zu knabbern. „Es ist extrem schwer für mich, nach den zwei Stürzen Gas zu geben“, bekannte Dopfer. Bei der starken Team-Vorstellung vom Vortag, als das deutsche Quartett zum Sieg rauschte, hatte er noch einen hervorragenden Eindruck hinterlassen.