Vonn sind 18 Kristallkugeln nicht genug
Méribel (dpa) - Lindsey Vonn jubelte nur kurz über Weltcup-Kristallkugel Nummer 18, sofort packte sie wieder der Ehrgeiz. „Ich habe einen neuen Trophäen-Kasten gebaut, der hat Platz für 23 Kugeln.
Das ist ein großes Ziel“, sagte die US-Alpinikone in Méribel.
Dank ihres 66. Tagessieges im Ski-Weltcup hing die Rekordhalterin ihre Konkurrentinnen auch in der Abfahrts-Gesamtwertung ab. Der siebte Erfolg in dieser Kategorie tat besonders gut angesichts zweier Kreuzbandrisse, die die 30-Jährige zwischenzeitlich vom Weg abgebracht hatten. „Nach zwei Jahren fast ohne Rennen und zwei großen Operationen zurück zu sein, ist schön“, sagte sie.
Mit der Hand auf der Brust und der Sonnenbrille im Gesicht genoss die bei ihrer Heim-WM im Februar noch so enttäuschte Ausnahmeathletin die Nationalhymne. Ausgelassene Partystimmung kam aber nicht auf. Schon am Donnerstag möchte Vonn einen weiteren Disziplinweltcup-Sieg nachlegen, im Super-G führt sie zurzeit knapp vor der Österreicherin Anna Fenninger. Der große Druck sei immerhin weg, kommentierte Vonn. „Ich habe schon eine Kugel. Aber natürlich will ich noch eine holen.“
Kjetil Jansrud hat das schon geschafft. Nach seinem vorzeitigen Erfolg im Super-G-Weltcup vor eineinhalb Wochen entschied der 29 Jahre alte Norweger nun auch die Abfahrtswertung für sich. In Frankreich dominierte Jansrud das Rennen und gewann vor Didier Défago aus der Schweiz und dem Österreicher Georg Streitberger. Sein ärgster Verfolger, Streitbergers Landsmann Hannes Reichelt, kam nicht über Rang zehn hinaus und verspielte all seine Chancen.
„Ich habe gewusst: Wenn ich im Ziel vorne bin, dann habe ich die Kugel“, sagte Jansrud. Für die norwegischen Alpinen war es der dritte Sieg in der Abfahrtswertung bei den Herren hintereinander. In den Vorjahren hatte jeweils der zuletzt lange verletzte Aksel Lund Svindal ganz vorn gelegen. Jansrud war das völlig egal. „Die Kugel ist jetzt meine. Wer vorher gewonnen hat, ist mir total gleich!“
Obendrein verkürzte der Speedspezialist seinen Rückstand im Gesamtweltcup. Auf Marcel Hirscher fehlen ihm jetzt nur noch 64 Zähler - allerdings dürfte Jansrud in den noch anstehenden technischen Disziplinen chancenlos sein gegen den Österreicher. „So viel schwitzt er nicht, glaube ich“, befand der Norweger, wenngleich eine theoretische Möglichkeit „noch da“ sei. Um noch für Spannung zu sorgen, sei ein Tagessieg im Super-G am Donnerstag zwingend nötig: „Ich muss 100 Punkte holen, um eine Chance zu haben.“
Bei den Damen geht's im Kampf um den Gesamtweltcup zwischen Fenninger und Tina Maze sogar noch wesentlich enger zu. Durch Platz vier in der Abfahrt hinter Vonn sowie den Österreicherinnen Elisabeth Görgl und Nicole Hosp verkürzte die Slowenin ihren Rückstand wieder deutlich. Fenninger, die nur Tages-Achte wurde, bleiben vor den letzten drei Rennen der Saison nur noch 12 Pünktchen an Restvorsprung.
Die Ausgangsposition hat sich für Fenninger also verschlechtert, zumal Maze im Gegensatz zu ihr eine Slalom-Weltklassefahrerin ist. In Super-G und Riesenslalom sind beide von den Vorleistungen her etwa gleichstark einzuschätzen. „Es ist nach wie vor sehr knapp. Ich denke sowieso, dass es erst im letzten Rennen entschieden wird“, meinte Fenninger mit Blick auf den Riesentorlauf am Sonntag.