Vor Olympia: Topplätze von Höfl-Riesch - und sonst?
Flachau (dpa) - Maria Höfl-Riesch weckt weiter Medaillenhoffnungen, dahinter ist nicht viel los im deutschen Alpin-Team. Was die Spitzenplätze betrifft, bei den Damen momentan sogar gar nichts.
„Das heute war wirklich für das Team ein enttäuschender Tag“, räumte auch die Doppel-Olympiasiegerin nach dem Flutlicht-Slalom in Flachau ein. Sie selbst war auch mit Platz vier und erst recht mit der ausgebauten Führung im Gesamtweltcup zufrieden. Beim Alpindirektor konnte die nächste Topplatzierung Höfl-Rieschs die Enttäuschung hingegen keineswegs lindern. Rasch verschwand Wolfgang Maier nach dem ernüchternden Auftritt der vor Jahren so starken Slalom-Truppe aus dem Zielraum.
Neun Damen am Start, nur zwei im zweiten Finale dabei, lautete die bittere Bilanz des Torlauf-Rennens. Veronika Staber heimste als 24. beim überlegenen Erfolg von Weltmeisterin Mikaela Shiffrin (USA) Weltcup-Punkte ein; Barbara Wirth bot im ersten Lauf bis zum Ausscheiden eine beherzte Fahrt. Aber ein erfolgreicher Tag sieht anders aus. Zumal der Auftritt auf der Hermann-Maier-Weltcupstrecke beispielhaft für die Saison ist. Vorne fährt Maria Höfl-Riesch Top-Ergebnisse ein, dahinter wird ein bisschen gepunktet, dazu gibt es reihenweise Enttäuschungen. Die einmalige Weltcupsiegerin und WM-Dritte mit dem Team, Lena Dürr, fährt zum Beispiel völlig außer Form.
„Da braucht man nicht viel zu diskutierten, das ist im Frauen-Team nicht das, was man sich vorgestellt hat. Man muss das schon sehr kritisch betrachten“, räumte Maier am Morgen danach ein. Eigentlich sei das nicht nur im Slalom, sondern „über alle Disziplinen hinweg“ der Fall. Seit der Weltcup Ende November Tempo aufgenommen hat und im Wochenrhythmus gefahren wird, gab es nur eine einzige deutsche Skirennfahrerin mit Top-6-Platzierungen: Maria Höfl-Riesch fuhr achtmal in diese Ränge. „Wir versuchen, das eine oder andere nachzubessern“, sagte Maier. Eine Trendwende erwartet in diesem Winter keiner mehr. Holt Höfl-Riesch genug Edelmetall in Sotschi, würden aber alle Weltcup-Bilanzen sowieso in den Hintergrund rücken.
Natürlich fehlt dem Deutschen Skiverband Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg, die sich krank durch die erste Saisonhälfte schleppte und am Wochenende bei den Rennen in Cortina d'Ampezzo einen Neustart angeht. Natürlich fehlt es nach dem verletzungsbedingten Saison-Aus für Gina Stechert und Veronique Hronek an Fahrerinnen im Speed-Team. Und natürlich braucht eine Susanne Riesch nach langer Verletzungspause Zeit, um wieder Topplätze einzufahren. Dürftig sind die Team-Ergebnisse aber trotzdem.
Für den Saison-Höhepunkt im Februar in Sotschi machen die Auftritte von Höfl-Riesch wie auch die jüngsten Erfolge von Felix Neureuther viel Lust. Aber weitere Medaillenkandidaten? Vielleicht bekommt Rebensburg nach hoffentlich auskurierter Lungenentzündung noch die Kurve, bei den Männern fuhr Fritz Dopfer einmal in die Top-6, Stefan Luitz auch schon auf das Podest. Rebensburg wurde beim Auftakt des Weltcup-Winters im Oktober in Sölden, den die Alpinen gerne losgelöst von der Saison betrachten, Dritte. Christina Geiger, die am Dienstagabend ebenso wie Wirth ausschied, fuhr in Levi Mitte November in die Top-6. Das war's auch schon an Rängen in diesem Bereich.