Bundestrainer: Neuanfang der Langläufer braucht Geduld

Kuusamo (dpa) - Nach dem Rücktritt der „großen Drei“ - Axel Teichmann, Tobias Angerer und Jens Filbrich - beginnt für Skilanglauf-Bundestrainer Frank Ullrich und seine Trainerkollegen mit dem Weltcup am Wochenende in Kuusamo eine neue Zeitrechnung.

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Die, das scheint schon jetzt klar zu sein, wird in diesem WM-Winter noch keine Erfolgsgeschichten bereithalten, doch langfristig sieht der Bundestrainer Perspektiven. „Es ist nicht so, dass wir jetzt vor dem Nichts stehen. Mit Tim Tscharnke, Hannes Dotzler oder Thomas Bing haben wir Leute im Kader, die sich schon einige Jahre im Schatten der Arrivierten entwickeln konnten und durchaus auch schon Erfolge vorweisen können“, sagt Ullrich.

Um sie herum scharen sich jetzt neue Talente, die wir im Hinblick auf Olympia 2018 aufbauen werden.“ Um diese Entwicklung zu forcieren, wurde und wird wieder größerer Wert auf gemeinsames Stützpunkttraining gelegt. „Die Spitzenleute und der Nachwuchs trainieren wieder vermehrt zusammen. Die jungen Leute können von den Trainingsälteren profitieren und wir hoffen, dass sich diese Synergien bald auszahlen“, betont der Coach.

Mit dem ehemaligen Weltklasseläufer Andreas Schlütter hat Ullrich nun einen Sportlichen Leiter an seiner Seite, der viele neue Ideen einbringt und das Stützpunktsystem mitträgt. „Die Heimtrainer bekommen einen größeren Stellenwert“, sagt Schlütter.

Für den Weltcup-Auftakt sind keine Wunderdinge zu erwarten. Mit Tscharnke, Sebastian Eisenlauer und Josef Wenzl werden nur drei DSV-Läufer an den Start gehen. „Kuusamo hat für uns nicht die Priorität. Wir wollen uns auf einige andere Wettkämpfe konzentrieren, bei denen wir mit voller Kapelle antreten, weil es dort für alle etwas gibt. In Lillehammer nächste Woche werden dann acht Männer starten“, berichtet Ullrich, der die Tour de Ski und die Weltmeisterschaften in Falun natürlich auch stark besetzen möchte.

„Unser Ziel sind sieben Männer und sieben Frauen. Die internen Qualifikationsnormen werden aber sehr hoch sein. Wir werden keinen WM-Tourismus betreiben. Wer der Mannschaft nicht hilft, wird nicht dabei sein“, betont der Bundestrainer, schiebt jedoch nach: „Wir werden uns aber nicht nur an Platzierungen halten. Auch Perspektiven und Einstellungen werden mit beachtet.“

Im Damen-Bereich hat Ullrich diese Sorgen - noch- nicht. Die Mitglieder der Bronze-Staffel von Sotschi laufen auch in diesem Winter noch einmal, wobei gerade die beiden Älteren im Team, Steffi Böhler und Claudia Nystad, mit hervorragenden Leistungen in der unmittelbaren Saisonvorbereitung aufhorchen ließen. Von Denise Herrmann dagegen wird man wohl in den ersten Rennen noch nicht viel hören. „Sie braucht noch Zeit nach der harten Vorbereitung. Sie hat viel an der Basis gearbeitet und muss nun erst locker werden.“

Mental gefestigt ist mittlerweile Victoria Carl. Das Talent aus Zella-Mehlis, das zuletzt intensiv über einen Wechsel zum Biathlon nachgedacht, sich letztlich aber doch für den Langlauf entschieden hatte, schaffte es bei einem Testsprint mit einem Großteil der Weltelite am vergangenen Wochenende im norwegischen Beitostölen bis ins Finale. „Das war für alle ein Aufwecker, auch wenn man das Ergebnis nicht überbewerten darf“, betont Ullrich. In Kuusamo ist Carl noch nicht dabei, in Lillehammer nächste Woche dann schon.