Claudia Nystad im Interview: „Ich habe eine Mission“

Kuusamo (dpa) - Sie ist zurück: Claudia Nystad gibt am Freitag in Kuusamo beim Weltcup-Auftakt der Langläufer ihr Comeback in der Weltspitze. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur spricht die 35-Jährige über Motivation, Ängste und Ziele.

Drei Jahre waren Sie nicht mehr im Weltcup unterwegs. Kribbelt es vor dem Saisonstart am kommenden Wochenende in Kuusamo?

Nystad: Es ist irgendwie komisch. Auf der einen Seite ist es aufregend, andererseits habe ich gar nicht das Gefühl, ewig weggewesen zu sein.

Als Sie im Februar bei der WM in Val di Fiemme ihr Comeback ankündigten, waren Sie unsicher, ob es von Erfolg gekrönt sein würde. Jetzt haben Sie sofort den Sprung ins Weltcup-Team geschafft. Sind Sie mit der Entwicklung zufrieden?

Nytad: Man kann es nicht Sprung ins Weltcup-Team nennen. Ich habe mich für den ersten und auch schwersten Weltcup qualifiziert, aber auch nur, weil ich im Sommer vom Deutschen Skiverband die einmalige Möglichkeit und Unterstützung zur Vorbereitung bekam. Mit der Entwicklung bis heute bin ich durchaus zufrieden, aber wo ich wirklich stehe, weiß ich nicht. Ich kann sporadisch Akzente setzen. Wenn man es errechnen könnte, dann würde ich sagen, dass ich etwa bei 92 Prozent von der Leistung bin, welche ich in meiner ersten Karriere gezeigt hatte, das heißt, ich laufe etwa eine Minute hinterher. Aber das stört mich momentan wenig. Es geht zwar nur langsam bergauf, aber Tiefschläge äußern sich eher in Stagnation, als im Rückgang. Das macht mich zuversichtlich, dennoch sind noch nicht alle Details, siehe die Technik, wieder so, wie ich es gern hätte.

Heißt das, dass Sie den Schritt schon bereuen?

Nytad: Überhaupt nicht. Es gab nie einen Moment, in dem ich aufgeben wollte. Das Training, vor allem das harte, bei dem man die Schmerzgrenze erreicht und überschreitet, hat mir immer gefallen. Ich bin vor und nach solchen Trainingseinheiten immer besonders euphorisch. Der Langlauf in seiner Hochleistungsform ruft bei mir Emotionen hervor wie es die Studienzeit beispielsweise nie geschafft hat. Auch die Tatsache, wieder Leute um mich herum zu haben, die das auch gern machen und Leistungen einschätzen können, erfüllt mich.

Hat sich im Vergleich zu den 15 Jahren, die Sie vor ihrem Rückzug nach Olympia 2010 trainiert haben, viel verändert?

Nytad: Die Trainingsstrukturen sind nach wie vor ähnlich. Natürlich glaube ich heute besser zu wissen als damals, was mich voran bringt und was nicht. Aber selbst das sind Reife-Schritte, über die ich unter Umständen rückblickend in zehn Jahren vielleicht lachen werde. Was bei mir persönlich wirklich anders als früher ist: Ich fühle mich mittlerweile an dem Ort wohl, wo ich gerade bin. Früher brauchte ich meine Wohnorte als Rückzugsorte zum Kräfte sammeln. Heute bin ich dort zufrieden, wo ich gerade bin.

Woran liegt das?

Nytad: Ich weiß es nicht. In jedem Fall bin ich ausgeglichener. Und ich kann sagen: Diese Mission des Comebacks dient in erster Linie für mich selbst.

Die Mission heißt ja wohl Sotschi 2014 und WM in Falun 2015.

Nytad: Wie Coubertin schon sagte: Teilnahme ist das Wichtigste. Auch für mich. Erfolge habe ich damals einige gefeiert. Aber wie weit man nach drei Jahren Wettkampfpause kommen kann, das weiß leider keiner. Wenn ich es dieses oder nächstes Jahr schaffe, die Mannschaft zu unterstützen, ist das ein sehr großer Erfolg für mich.

Schalten Sie von der Hektik und dem Trainingsstress immer noch bei der Malerei ab?

Nytad: Dazu bin ich schon ewig nicht mehr gekommen. Im Sommer ist Surfen herrliche Entspannung für mich. Wenn ich schon einen halben Tag am Meer bin, kann ich alle Gedanken gehen und alles von mir abfallen lassen. Ansonsten treffe ich mich und telefoniere viel mit meinen Freunden.