„König“ Frenzel holt zum zweiten Mal das Seefeld-Triple
Seefeld (dpa) - Die Deutschland-Fahne in der Hand, der obligatorische Telemark bei der Überquerung der Ziellinie und ein langgezogenes Jaaa! Eigentlich war es wie immer - und doch für Eric Frenzel etwas Besonderes, in Seefeld zu triumphieren.
Mit der siegreichen Wiederholung seines „Seefeld-Triple“ in der Nordischen Kombination hat der Olympiasieger aus Oberwiesenthal Geschichte geschrieben und ist nun endgültig der König des Tiroler Wintersport-Mekkas. Neun Siege, davon acht in Serie, könnten für lange Zeit unerreichbar sein.
„Mir fehlen die Worte, und ich kann nicht sagen, was mich hier so treibt. Drei Siege, damit hatte ich nicht gerechnet, denn wir sind noch nicht in Topform“, sagte Frenzel. Vor dem 15 Kilometer-Lauf am Sonntag hatte er als Dritter 1:33 Minuten auf den Norweger Havaard Klemetsen aufzuholen, der auf der Schanze unschlagbar war und im zweiten Versuch mit 110,5 Meter die Tagesbestweite markiert hatte. Gemeinsam mit Bernhard Gruber, mit dem sich Frenzel am Samstag über 10 Kilometer bereits duelliert hatte, nahm er die Verfolgung auf. Nach neun Kilometern war er an Klemetsen dran, verschnaufte kurz und ließ ihn dann einfach stehen. Das hatte er zuvor schon mit Gruber gemacht. Am Ende lief er locker und gelöst vor Klemetsen und dem Japaner Akito Watabe über die Ziellinie.
„Erst in der letzten Runde wusste ich, dass es reicht. Ich hatte nie daran geglaubt, das es so gut im Laufen funktionieren würde“, bemerkte Frenzel, der von seiner Familie und einem großen Fanclub seiner Heimatgemeinde Geyer im Erzgebirge ausgiebig gefeiert wurde.
Der 21. Weltcup-Erfolg seiner Karriere macht den zweimaligen Weltmeister nun auch wieder zu einem Top-Favoriten für die WM in Falun in vier Wochen. „Darauf habe ich hingearbeitet. Die WM ist und bleibt mein großes Ziel“, bemerkte der 26-Jährige, dem die drei Seefeld-Siege 300 Weltcuppunkte, einen Siegerscheck über 5000 Euro und eine Woche Luxusurlaub im Veranstaltungsort einbrachten.
Bundestrainer Hermann Weinbuch musste sich angesichts der Dominanz von Frenzel beherrschen, um keine Superlative zu bemühen. „Unglaublich. Ich frage mich, wo er die Kraft hernimmt. Er hat an allen drei Tagen allein das Tempo gemacht, hatte keinerlei Unterstützung. Hoffentlich hat er nicht zu viel Energie verbraucht“, meinte der Coach, dem die Form seines Vorzeigeschützlings fast ein wenig Angst machte. „Wir haben in dieser Saison bewusst viel weniger trainiert mit ihm, um seinem Körper etwas Ruhe zu geben. Und nun startet er wieder derart durch. Hoffentlich kann er das Niveau halten“, sagte Weinbuch.
Der Coach war mit der Mannschaftsleistung überaus zufrieden. Johannes Rydzek aus Oberstdorf wurde Vierter, Fabian Rießle Sechster. Am Samstag war Tino Edelmann trotz eines Mageninfekts Dritter geworden. „Wir sind als Mannschaft verunsichert nach Seefeld gekommen, hatten Materialprobleme. In Erics Schatten haben sich alle verbessert, wir sind als Team gemeinsam vorangekommen“, lobte Weinbuch, der mit Blick auf die WM aber nicht in Euphorie verfallen wollte: „Es ist eine schöne Momentaufnahme. Das kann nächste Woche in Japan schon wieder ganz anders aussehen.“