Langläufer suchen WM-Form - „Müssen Ruhe bewahren“
Val di Fiemme (dpa) - Bundestrainer Jochen Behle wirft die Auswahlkriterien über den Haufen, Männer-Coach Cuno Schreyl baut individuelle Trainingspläne und die medizinische Abteilung arbeitet mit Hochdruck: Im deutschen Langlauf-Lager macht sich sieben Wochen vor der WM Nervosität breit.
Von 18 gestarteten DSV-Athleten erreichten bei der Tour de Ski in Katrin Zeller (Oberstdorf), Tom Reichelt (Oberwiesenthal) und Jens Filbrich (Frankenhain) nur drei das Ziel auf der Alpe Cermis. Der Rest der Arrivierten konnte wegen Erkrankung gar nicht erst antreten oder stieg mit Infekten, Verletzungen oder Formkrise vorzeitig aus.
Und das Ende der „Seuche“ ist nicht abzusehen. Am Samstag meldete sich wie Anfang Dezember in Axel Teichmann (Bad Lobenstein) genau der Athlet krank, auf den noch immer die größten Hoffnungen in Sachen WM-Einzelmedaille ruhen. Zumal Tobias Angerer (Vachendorf) in ein rätselhaftes Formloch gefallen ist. „Wir müssen jetzt Ruhe bewahren. Qualifikations-Normen spielen für mich jetzt keine Rolle mehr. Wir werden jetzt trainieren, um die notwendige WM-Form zu bekommen“, betonte Behle nach dem Tour-Ende in Val die Fiemme in dem Bewusstsein, nichts gegen Krankheiten und fehlende Wettkampfkilometer tun zu können.
„Das beste Training sind die Wettkämpfe. Axel beispielsweise läuft in einer Saison etwa 450 bis 500 Wettkampf-Kilometer. In diesem Winter kommt er vielleicht auf die Hälfte. Die Tour war im Hinblick auf die WM als ganz wichtige Etappe vorgesehen. Davon geht nun einiges ab“, sagte Heimtrainer Schreyl. Guter Rat sei jetzt teuer. Er könne keinen uniformen Trainingsplan für die Gruppe erstellen, da alle einen anderen Stand haben. „Das wirft uns schon zurück. Aber ich muss die jüngeren Sportler wie Tim Tscharnke oder Philipp Marschall auch in die U-23-WM schicken. Dort sollen sie sich mit den gleichaltrigen messen und sich das Selbstvertrauen für die Auftritte bei den Großen holen“, meinte Schreyl.
Um Wettkampfpraxis zu holen, bleibt den DSV-Läufern nicht mehr viel Zeit. Selbst der Sprint-Weltcup in Liberec am kommenden Wochenende, den Behle eigentlich nur mit den Spezialisten besetzen wollte, ist plötzlich wieder ein Thema für alle. Danach folgen in Otepää und Rybinsk nur noch zwei Distanz-Weltcups, ehe das Team gen Norwegen zur WM reist. „Es wird knapp“, meinte Behle lapidar.
Die noch gesunden Athleten sehen die Situation nicht so kritisch. „Axel Teichmann und Tim Tscharnke sollten es rechtzeitig schaffen, aber auch Tobias Angerer und Franz Göring schreibe ich nicht ab“, meinte Filbrich in Val di Fiemme. Ähnlich sieht es Katrin Zeller: „Lieber jetzt krank als in sieben Wochen. Die Mädels werden noch in Form kommen“, meinte sie und drückt Nicole Fessel (Oberstdorf), Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) und Stefanie Böhler (Ibach) die Daumen. In Denise Herrmann (Oberwiesenthal) hat das Team zudem noch eine gute Nummer fünf für die Staffel in der Hinterhand.