„Sorgenkinder“ stark: Angerer Vierter in Rybinsk
Rybinsk (dpa) - Der Knoten ist geplatzt: Tobias Angerer hat sich eindrucksvoll und rechtzeitig vor der WM in der Langlauf-Weltelite zurückgemeldet.
Mit Platz vier in der Doppelverfolgung über 20 Kilometer in Rybinsk schickte er beim Sieg des Russen Ilja Tschernussow nach Wochen der Formsuche eine Kampfansage an die Konkurrenz, die über Angerers offensive Laufweise staunte. Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl), wie Angerer bisher eines der „Sorgenkinder“ im Team von Bundestrainer Jochen Behle, belegte mit fast anderthalb Minuten Rückstand auf Siegerin Justyna Kowalczyk (Polen) Rang neun.
„Vierte Plätze habe ich in meiner Laufbahn schon genug geholt, insofern wäre ich gern auf dem Podest gewesen“, sagte Angerer nur bedingt zufrieden. Das Trainingslager in Toblach habe den entscheidenden Schub gegeben. „Ich hoffe, es geht jetzt Schritt für Schritt auf diesem Weg weiter, damit ich zur richtigen Zeit die richtige Form habe“, meinte der Vachendorfer.
Bundestrainer Behle verteilte ein vorsichtiges Lob. „Tobi ist sehr kontrolliert gelaufen, war von Beginn an immer vorn dabei“, resümierte der Coach. In der Endkampfgestaltung hatte er aber nicht das Glück auf seiner Seite. Nachdem der Franzose Jean Marc Gaillard am langen Anstieg attackiert hatte, schloss Angerer praktisch für die gesamte Verfolgergruppe das Loch. Diese Kraft fehlte am Ende im Spurt, um vielleicht Rang drei zu erreichen.
Mit Franz Göring (Zella-Mehlis) meldete sich ein weiterer Rekonvaleszent im Team zurück. Rang sechs bedeutete für den Thüringer ebenfalls das WM-Ticket, nachdem er zuvor wochenlang krankheitsbedingt kaum am Trainings- und Wettkampfbetrieb teilnehmen konnte. „Für Franz und Tobi war die Qualifikationsnorm eh abgeschafft. Aber nun gibt es überhaupt keine Diskussion“, sagte Behle.
Damit ist nun besonders Evi Sachenbacher-Stehle im Fokus. „Ich muss locker bleiben, laufen und Spaß haben. Dann muss ich sehen, ob die Form bis zur WM noch kommt. Es ist ja noch etwas Zeit“, meinte Sachenbacher-Stehle, die nach langer Krankheit - diagnostiziert wurde eine Unverträglichkeit auf bestimmte Nahrungsmittel - den Trainingsausfall noch nicht kompensieren konnte. „Es fehlt noch einiges, aber es ging schon besser als vor zwei Wochen in Otepää“, sagte die zweimalige Olympiasiegerin.
Katrin Zeller (Oberstdorf) wurde Siebte. Da Nicole Fessel (Oberstdorf) am Abreisetag nach Rybinsk erneut erkrankte, wird am Sonntag keine deutsche Damen-Staffel starten.