Tour-Start mit vielen Fragezeichen

Oberhof (dpa) - Mit einem Warmlaufen für Olympia hat die achte Auflage der Tour de Ski aus deutscher Sicht nichts zu tun.

Wenn am Samstag in Oberhof das traditionelle Etappenrennen der Skilangläufer mit Stationen in Deutschland, der Schweiz und Italien beginnt, startet gleichzeitig der Run auf die Olympia-Tickets. Bis Mitte Januar können sich die Athleten des Deutschen Skiverbandes (DSV) für den Saisonhöhepunkt empfehlen. Lediglich die Oberwiesenthalerin Denise Herrmann und Sprinter Josef Wenzl aus Zwiesel können die Tour zum weiteren Formaufbau nutzen. Sie haben ihre Sotschi-Tickets bereits in der Tasche.

„Wir freuen uns, ein schlagkräftiges Team an den Start bringen zu können, welches weiter Schwung nach vorne aufnehmen kann. Wir möchten es schaffen, mit möglichst vielen Athletinnen und Athleten in die Weltcup-Punkte zu laufen sowie die vom DOSB geforderten Qualifikationsnormen für Olympia - einmal Top-8, zweimal Top-15 - zu erfüllen“, sagte Bundestrainer Frank Ullrich vor dem Aufgalopp.

Dabei könnte seinen Schützlingen der milde Winter entgegenkommen. Denn der fehlende Schnee am Rennsteig zwang die Organisatoren zu einer Programmänderung. Statt der Verfolgungsrennen am Sonntag gibt es einen Freistilsprint, den durchaus auch Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) für eine Normerfüllung nutzen könnte. Die Biathletin nimmt wie Arnd Peiffer aus trainingsmethodischer Sicht am Prolog teil. Klappt es nicht bei den Biathleten mit einer Olympia-Fahrkarte, könnte dies plötzlich wieder bei den Spezialisten möglich werden.

Soweit denkt Ullrich jedoch nicht. Sein Hauptaugenmerk gilt den Läuferinnen und Läufern, die derzeit noch um ihre Form ringen. „Wir möchten bei der Tour de Ski noch weitere Plätze für Sotschi fix machen. Das ist unser Ziel. Dann könnten die Athletinnen und Athleten nach einer Normerfüllung weiter gelöst und konsequent an ihrer persönlichen Fähig- und Fertigkeitsentwicklung sowie den anspruchsvollen Zielen arbeiten“, betonte der Coach.

Die Stimmung im Team jedenfalls ist gelöst. Dafür sorgte besonders Herrmann, die mit zwei Einzelpodestplätzen für Furore sorgte. „Ich möchte bei der Tour de Ski an meine bisherigen Saisonleistungen anknüpfen und um die vorderen Platzierungen mitkämpfen. Aller Voraussicht nach werde ich nach Lenzerheide aus der Tour aussteigen, also maximal die ersten vier Bewerbe mitlaufen. Gerade hinten raus stehen dann ja die harten Rennen auf dem Programm und ich möchte so kurz vor den Olympischen Spielen nichts riskieren“, meinte die Sächsin, die zumindest beim Prolog ganz vorn landen könnte. Das schaffte zuletzt Claudia Nystad, die nach ihrem Comeback wieder dabei ist, vor vier Jahren.

Für die Herren gilt es, aus dem Schatten der Damen herauszulaufen. Tobias Angerer, der erste Tour-Sieger, rätselt vor seiner letzten Tour: „Aktuell weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau, wo ich stehe. Ich habe seit Lillehammer einen Infekt mit mir herumgeschleppt. Ich konnte zwar jetzt die letzten Tage ganz ordentlich trainieren, aber wie es dann im Wettkampf aussieht, ist immer eine andere Sache“, meinte der Vachendorfer etwas verunsichert.

Mit den mit rund 73 500 Euro dotierten Gesamtsiegen haben die Ullrich-Schützlinge nichts zu tun. Bei den Frauen will die Norwegerin Marit Björgen, die im vergangenen Jahr wegen Herzrhythmusstörungen fehlte, die seit vier Jahren andauernde Dominanz von Justyna Kowalczyk aus Polen brechen. Auch ihrer Teamkollegin Therese Johaug werden durchaus Chancen eingeräumt.

Noch spannender geht es bei den Herren zu. Und das, obwohl sich der dreimalige Tour-Sieger Dario Cologna nach seiner Verletzungspause aus Formgründen die Strapazen diesmal nicht antun möchte. Vorjahressieger Alexander Legkow aus Russland muss sich wahrscheinlich der Angriffe der Norweger Martin Johnsrud Sundby und Petter Northug erwehren. Denn die Nordländer wollen eine Schmach tilgen: Noch nie hat ein Norweger die Tour de Ski gewonnen.