WM-Ziel erfüllt: Kombinierer aber im Gefühls-Zwiespalt
Val di Fiemme (dpa) - Einmal Gold, zweimal Bronze: So schlecht liest sich die Bilanz der Nordischen Kombinierer bei den Weltmeisterschaften nicht. Doch so ganz glücklich sind die Schützlinge von Bundestrainer Hermann Weinbuch damit dennoch nicht.
Bei der Medaillenzeremonie im Zentrum von Cavalese konnte sich auch Tino Edelmann über die Bronzemedaille im Team-Sprint der Nordischen Kombinierer freuen. Bis dahin hatte der Partner von Eric Frenzel mächtig daran zu knabbern, dass er in der entscheidenden Phase des letzten WM-Wettbewerbes in Val di Fiemme gestürzt war und damit die Chance auf den Titel verschenkt hatte. Der Thüringer nahm er alle Schuld auf sich und sprach von nicht gerechtfertigtem Vertrauen. Doch das wollte niemand hören. „So ein Missgeschick passiert, und die Medaille war jederzeit verdient. Tino hat seinen Teil beigetragen, sowohl im Springen als auch beim Laufen“, sagte Bundestrainer Herrmann Weinbuch.
Allerdings war der Coach nicht überglücklich nach der 30. internationalen Medaille, die seine Schützlinge in seiner Zeit als verantwortlicher Bundestrainer seit 1996 gewonnen hatten. „Na ja, nach der Ausgangsposition mit dem Sprungsieg schaut man schon ein wenig höher. Aber die Franzosen waren einfach unschlagbar. Auch ohne Tinos Sturz hätten wir keine Chance gehabt. Sie hatten wieder verdammt gute Ski“, analysierte Weinbuch.
Und war damit bei einem wichtigen Thema im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi. „Wir müssen uns besonders mit der Materialfrage beschäftigen. Da sind uns andere Nationen überlegen, das ist hier deutlich geworden. Der Verband ist gefragt. Da muss investiert und Geld in die Hand genommen werden“, forderte Weinbuch.
In Val di Fiemme erlebten die deutschen Kombinierer alle Gefühlswelten. Im Einzel von der Normalschanze gab es Bronze für Björn Kircheisen, Frenzel verpasste die Titelverteidigung als Vierter um 0,5 Sekunden. Dann das Drama im Mannschaftswettbewerb, als alle vier DSV-Starter vom Winde verweht wurden und damit die anvisierte erste Goldmedaille nach 26 Jahren schon vor dem Staffel-Lauf unerreichbar war. Doch statt sich einzuigeln, schaltete man auf Angriff, und Frenzel holte in überlegener Manier den Titel von der Großschanze. Bronze im Team-Sprint war gut, aber eben nicht sehr gut.
„Wir haben unser Ziel erfüllt, zwei bis drei Medaillen sollten es sein“, sagte Weinbuch. Vor zwei Jahren hatten seine Schützlinge sogar fünfmal Edelmetall geholt. „Die junge Truppe stand vor einer völlig neuen Situation. Erstmals sind wir hierher als Favoriten gekommen. Damit muss man umgehen können. In Oslo hatte niemand etwas von uns erwartet. Ich denke, wir können zufrieden sein, bestimmen die Weltspitze mit, müssen aber im Hinblick auf Sotschi weiter hart arbeiten“, befand Weinbuch.
Die Vorbereitungen darauf beginnen nicht sofort. „Wir wollen den Nationencup und den Einzel-Gesamtweltcup nach Deutschland holen. Die Chancen sind prima, doch in den kommenden zwei Wochen dürfen wir nicht nachlassen“, verlangte der Coach. Frenzel sieht gute Chancen. „Ich habe 100 Punkte Vorsprung auf Jason Lamy Chappuis. Auch wenn er sich hier mit drei Titeln als wahrer Champion erwiesen hat, muss er das in den übrigen Weltcups erstmal wiederholen. Und ich weiß, dass er schlagbar ist“, sagte der Oberwiesenthaler, der wie vor zwei Jahren die WM als erfolgreichster DSV-Athlet verließ.