Debakel zum Auftakt: Skispringer fliegen hinterher

Kuusamo (dpa) - Absturz statt Höhenflug: Die deutschen Skispringer sind gleich zu Saisonbeginn hart auf dem Boden der Realität gelandet und müssen sich nun schnell auf anderen Schanzen Selbstvertrauen für das lange Wettkampfjahr holen.

In Kuusamo sahen die DSV-Springer jedenfalls nur die Ski-Enden der Konkurrenz. In der Mannschafts- Entscheidung gab es einen enttäuschenden siebten Platz, im ersten Einzelspringen war Michael Neumayer als 21. noch der beste Deutsche. Vom glorreichen Olympia-Abschneiden war nichts mehr zu sehen.

Anders die Österreicher, die ihren Olympiasieg einmal mehr bestätigten und in Andreas Kofler auch den ersten Weltcup- Spitzenreiter stellen. Er siegte mit 331,2 Punkten vor seinem Landsmann Thomas Morgenstern (328,3) und dem viermaligen Olympiasieger Simon Ammann (Schweiz/310,1)

„Es lief überhaupt nicht. Schade, dass wir unsere Stärken nicht zeigen konnten. Aber es war nicht das Weltcup-Finale, sondern der Auftakt. Wir sind uns unseres Auftrages bewusst und werden ihn erfüllen“, sagte Bundestrainer Werner Schuster und versuchte, den Auftakt auf der wohl schwierigsten Schanze des Weltcup-Winters einigermaßen realistisch einzuordnen. Dass seine Schützlinge weit von den Spitzenspringern aus Österreich und der Schweiz entfernt sind, hatte er im Vorfeld angekündigt. Allerdings sprach Schuster auch von mannschaftlicher Kompaktheit. Die war weder am Samstag noch am Sonntag zu sehen.

„Mannschaftlich haben wir uns mehr erwartet. Leute, die wir noch vor Monaten im Griff hatten, springen uns jetzt um die Ohren“, sagte Martin Schmitt (Furtwangen). Der Routinier war nach einem kapitalen Fehler nach dem Absprung bei 89 Metern gelandet und als 49. und Letzter des ersten Durchganges ausgeschieden. Nicht viel besser erging es Maximilian Mechler (Isny). Ganz heftig erwischte es aber die beiden Besten aus dem Vorjahr. Pascal Bodmer (Meßstetten), der vor Jahresfrist Zweiter geworden war, und Michael Uhrmann (Rastbüchl/4.) wurden Opfer der wechselnden Winde und scheiterten bereits in der Qualifikation.

So musste Neumayer die Kastanien aus dem Feuer holen. Er rehabilitierte sich mit 130,5 Metern im ersten Durchgang für seinen Aussetzer im Team-Wettbewerb (105,5) und legte im Finale die gleiche Weite noch einmal hin. „Ganz realistisch kann ich derzeit noch nicht unter die Top Ten springen, aber das ist mein Ziel. Schlüsse sollte man nach dem ersten Wettkampf und nach dieser Schanze nicht ziehen. Mir fehlen am Tisch noch ein paar Zentimeter. So weit bin ich von der Spitze nicht weg, auch wenn das Ergebnis etwas anderes sagt“, meinte der Berchtesgadener Neumayer.

Severin Freund schaffte auch den Einzug in den Finaldurchgang, war dort aber mit 118,5 Metern der Schwächste und rutschte auf Rang 30 ab. „Ein Auftaktspringen stellt man sich anders vor. Was soll's, ich schaue nur noch nach vorn“, meinte der Rastbüchler, im Sommer stabilster und mit Abstand bester DSV-Springer.

Die beiden Olympia-Zweiten im Teamspringen, Schmitt und Uhrmann, haben noch großen technischen Nachholbedarf. Zwar stimmt die Fitness, mit den sprungtechnischen Feinheiten kommen sie aber noch nicht zurecht. „Mein Flugsystem stimmt nicht, ich habe noch kein Gefühl. Jetzt muss ich schnell in die Spur kommen“, meinte Uhrmann selbstkritisch.