DSV-Springer heiß auf WM-Medaille
Oberstdorf (dpa) - Die deutschen Skispringer peilen bei der Skiflug-WM eine Medaille an. Die Aussichten sind vor allem im Team nicht so schlecht. Denn neben dem Top-Duo Freund und Freitag hat sich Andreas Wank als starker dritter Mann etabliert.
Der verpatzten Generalprobe wollen Deutschlands Skispringer auf der größten Schanze der Welt eine gelungene WM-Flugshow folgen lassen. Der verpasste Podestplatz beim Heim-Weltcup in Oberstdorf hat die DSV-Adler erst richtig heiß auf eine Medaille bei den am Donnerstag beginnenden Titelkämpfen im Skifliegen gemacht. „Ergebnismäßig sah es so aus, als hätten wir verloren. Aber eigentlich haben wir gewonnen. Ich hatte das Gefühl, dass wir die heimlichen Sieger waren und viel Selbstvertrauen getankt haben“, redete Bundestrainer Werner Schuster sein Team nach dem vierten Platz im Allgäu stark.
Vor dem Trip nach Vikersund durften die DSV-Asse um Severin Freund und Richard Freitag die Beine hochlegen. „Man muss gut reinstarten, denn man kann auf solch einer Schanze wenig korrigieren im Laufe des Wochenendes. Deshalb hoffe ich, dass alle gesund bleiben, wir gut erholt dort hochgehen und unsere Außenseiterchance nutzen können“, äußerte der Chefcoach seinen Wunsch für diese Woche.
Am Mittwoch startet der Tross gen Norwegen, wo beim Saisonhöhepunkt auf jeden Fall Edelmetall herausspringen soll. „Wir haben drei Leute, die seit Wochen konstant gut springen. Wenn wir den Vierten dazubekommen, sollten wir als Mannschaft konkurrenzfähig sein“, erklärte Schuster zuversichtlich.
Neben dem Top-Duo Freund und Freitag überzeugt derzeit vor allem Andreas Wank. „Er hat aus seinen Fehlern gelernt und sich wieder hochgekämpft. Wenn er Boden unter den Füßen hat, kann er eine wahnsinnige Energie aufbringen. Dann kann er sich auf ein Ziel fokussieren wie kaum ein anderer“, lobte Schuster den 24-Jährigen. „Das ist einzigartig und strahlt positiv auf die Mannschaft aus.“
Wank scheint endlich seinen Weg gefunden zu haben. Schon vor vier Jahren galt der Oberhofer nach seinem doppelten Gold-Coup bei der Junioren-WM als Hoffnungsträger. Doch erst Anfang 2010 schaffte er den Durchbruch. Dem ersten und bisher einzigen Weltcup-Podestplatz in Sapporo folgte als bisheriger Karrierehöhepunkt die Silbermedaille im Team bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver.
In der vergangenen Saison verschwand Wank jedoch wieder von der Bildfläche. „Er ist ein sehr eigenständiger Mensch mit eigenen Ideen. In der Phase des Erfolges kann es mal sein, dass er sich verläuft. Das ist ihm definitiv nach Olympia passiert“, deutete Schuster diplomatisch die Probleme im Vorjahr an.
Wank, den Schuster wegen dessen Selbstständigkeit schätzt, benennt seine Schwäche offenherzig. „Wenn ich einmal ein bisschen Luft ranlasse, dann mache ich das ein zweites und drittes Mal und dann verfalle ich in den Trend, ein bisschen locker zu lassen“, erzählte er. Das soll ihm nicht noch einmal passieren. „Ich habe gerade so einen guten Fluss, dass ich Gas geben kann. Da will ich drinbleiben bis zum Ende des Winters“, sagte Wank.
Obwohl er mit 1,82 Meter Körpergröße und einem Gewicht von 72 Kilogramm keine Idealmaße für einen Skispringer vorweisen kann, sieht Schuster viel Potenzial bei Wank. „Er kann definitiv öfter in die Top Ten kommen“, meinte der Bundestrainer. Wank, der in Oberstdorf seinen persönlichen Rekord auf 209,5 Meter schraubte, würde diese Prognose liebend gern schon bei der WM bestätigen: „Vielleicht habe ich Glück, dass ich in meiner momentanen Verfassung zu den Guten gehören kann.“