DSV-Springer optimistisch zur Jubiläums-Tournee
Frankfurt/Main (dpa) - Nach einem besinnlichen Weihnachtsfest im Kreise ihrer Familien wollen es Deutschlands Skispringer bei der 60. Vierschanzentournee ordentlich krachen lassen.
„Mit diesem Team sollte es möglich sein, eine deutlich bessere Tournee zu springen. Wir wollen ein gewichtiges Wörtchen mitreden“, richtete Bundestrainer Werner Schuster eine Kampfansage an die Konkurrenz. Aus dem zwölfköpfigen Aufgebot, das Schuster nach den Springen in Oberstdorf (30. Dezember) und Garmisch-Partenkirchen (1. Januar) halbieren muss, ragt ein Duo heraus: Richard Freitag und Severin Freund.
Die befreundeten Zimmerkollegen haben dem deutschen Skisprung in diesem Winter mit vier Podestplätzen zu neuer Blüte verholfen und wollen die Millionen Fans vor dem Fernseher und an den Schanzen mit weiten Flügen verzücken. „Wir wollen mit einer positiven Grundhaltung und realistischen Erwartungen in die Tournee gehen und uns dann von der Welle tragen lassen“, sagte Schuster.
Vor allem der Höhenflug von Freitag, der vor zwei Wochen in Harrachov seinen ersten Weltcupsieg feierte, lässt Experten wie Kollegen ins Schwärmen geraten. „Er hat das Potenzial, sich dauerhaft in der Weltspitze zu etablieren“, sagte der viermalige Tourneegewinner Jens Weißflog. Für Dieter Thoma, der 1989/90 triumphierte, hat der 20-Jährige das „Zeug zum Siegspringer“ und „Starpotenzial“. Und Martin Schmitt prophezeite: „Wenn Richard in einen Lauf kommt, dann kann er auch die Tournee gewinnen.“
Daran mag Schuster zwar nicht denken. Aber der seit 2008 im Amt befindliche Chefcoach sieht seine zwei Vorzeigespringer auf Augenhöhe mit der bärenstarken Konkurrenz aus Österreich und Norwegen. „Dass wir in der Spitze mit zwei Sportlern vertreten sind, ist eine tolle Ausgangslage für die Tournee. Es ist mehr Spannung garantiert als in den Jahren zuvor“, meinte Schuster. Die letzten drei Tickets für die ersten zwei Stationen in Oberstdorf (30. Dezember) und Garmisch-Partenkirchen (1. Januar) vergab Schuster am zweiten Weihnachtsfeiertag an Markus Eisenbichler, Daniel Wenig und David Winkler.
Zumindest die Fans träumen von Höhenflügen, und die Organisatoren reiben sich angesichts des wie geschmiert laufenden Ticketverkaufs die Hände. Auch im Deutschen Skiverband (DSV) könnte die Stimmung kaum besser sein. „Dass es im Skispringen wieder aufwärts geht, ist ein Glücksfall für den Verband. Das ist kaum mit Geld aufzuwiegen“, erklärte DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller.
Im Biathlon, wo die Stadien bei den Heim-Weltcups dank Magdalena Neuner & Co. seit Jahren voll sind, hat der DSV keine TV-Rechte. Im nordischen Bereich schon, doch da herrschte zuletzt Flaute. Denn im Skispringen, laut Pfüller „der Bringer, die absolute Nummer eins“, ging es seit der Erfolgs-Ära Schmitt/Hannawald kontinuierlich bergab.
Jetzt ist die Talsohle durchschritten, was Pfüller aufatmen lässt. „Die Zahlen des aktuellen Fernsehvertrages werden sich dadurch nicht ändern, auch die Werbung am Mann ist fix. Aber es stärkt unsere Position bei künftigen Verhandlungen. Wir haben unseren Partnern immer gesagt, dass wir uns selbst aus der Krise befreien werden. Dass uns dies nun gelingt, macht den Verband glaubhaft“, sagte er.
Wunderdinge erwartet er von den Hoffnungsträgern Freund und Freitag jedoch nicht. „Wir haben nicht die Erwartung, dass einer der beiden die Tournee gewinnt. Oder dass sie zwei, drei Springen gewinnen“, erklärte der Sportdirektor. „Aber natürlich gehen auch die Athleten mit einer anderen Erwartungshaltung rein.“
Druck wird es vom Verband nicht geben. Muss es auch nicht, denn Pfüller weiß: „Wenn in jedem Wettbewerb eine Top-6-Platzierung herausspringt, wäre das mit Blick auf die WM 2013 und Olympia 2014 ein Riesenschritt nach vorn. Das Potenzial, noch weiter vorne zu landen, ist da.“
Das deutsche Aufgebot für den Auftakt der Vierschanzentournee:
Pascal Bodmer (Meßstetten), Severin Freund (Rastbüchl), Richard Freitag (Aue), Stephan Hocke (Schmiedefeld), Maximilian Mechler (Isny), Michael Neumayer (Berchtesgaden), Martin Schmitt (Furtwangen), Felix Schoft (Partenkirchen), Andreas Wank (Oberhof), Markus Eisenbichler (Siegsdorf), Daniel Wenig (Berchtesgaden), David Winkler (Winterberg)