Sieg an Tande Eisenbichler springt knapp am Podest vorbei
Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Frohnatur Markus Eisenbichler stand lächelnd im Auslauf und plauderte entspannt über seinen gelungenen Start ins WM-Jahr. Dass ihm die Krönung mit Platz vier beim Neujahrsspringen der Vierschanzentournee versagt geblieben war, tat seiner guten Laune keinen Abbruch.
„Ich habe kein weinendes Auge. Ich kann bloß lachen. Mit dem vierten Platz bin ich echt zufrieden. Wenn mir das einer vorher prophezeit hätte, hätte ich gesagt: Träum' weiter“, sagte Eisenbichler nach seinem starken Auftritt.
Beim Sieg des Norwegers Daniel Andre Tande fehlten Eisenbichler in Garmisch-Partenkirchen nur 3,5 Punkte zum erhofften Platz auf dem Podium, den er schon zum Auftakt in Oberstdorf als Sechster knapp verpasst hatte. Bundestrainer Werner Schuster suchte daher erst gar nicht nach einem Haar in der Suppe. „Ich bin sehr glücklich mit Markus. Es war ein toller Tag für ihn. Die anderen waren einfach einen Tick besser“, sagte er.
Für Eisenbichler, den neuen Frontmann der deutschen Skispringer, war es immerhin das zweitbeste Weltcup-Ergebnis seiner Karriere. Dennoch musste er nach Sprüngen auf 136,5 und 139,5 Meter mit der Blechmedaille vorlieb nehmen. „Die anderen waren saustark“, räumte Eisenbichler ein.
In einem hochklassigen Wettbewerb setzte sich Tande mit Weiten von 138 und 142 Metern vor Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch aus Polen, der 135,5 und 143 Meter weit sprang, und Auftaktsieger Stefan Kraft aus Österreich durch. „Für mich ist das ein besonderer Sieg“, sagte Tande. „Hier, wo Birger Ruud 1936 Olympiasieger geworden ist.“
In der Gesamtwertung übernahm Stoch nach zwei von vier Wettbewerben mit 591,2 Punkten die Führung vor Kraft (590,4), der die Tournee bereits vor zwei Jahren gewinnen konnte. Dritter ist jetzt Tande (584,6), Eisenbichler folgt mit 572,0 Zählern auf Rang vier. „Markus springt mit ums Gesamt-Podium“, sagte Schuster.
Am Mittwoch geht es mit dem dritten Springen in Innsbruck weiter. „Ich versuche, weiter mein Zeug zu machen und werde nicht locker lassen“, versprach Eisenbichler. Vor 20 000 Fans an der ausverkauften Großen Olympiaschanze unweit der Zugspitze und einem Millionen-Publikum vor den Fernsehgeräten zeigte er keine Nerven und hielt dem Druck stand. Die Zusammenarbeit mit einem Psychologen vor zwei Jahren machte sich dabei bezahlt.
Nach seinem Sieg in der Qualifikation saß der 25-Jährige im ersten Durchgang erstmals als letzter Springer auf dem Balken. „Das war cool“, berichtete er. Mit seinem Satz auf 136,5 Meter, der ihn auf Rang vier brachte, war er nicht einmal richtig zufrieden. „Ich habe ein bisschen gemurkst“, sagte Eisenbichler. Auch der zweite Versuch war nicht optimal, obwohl es noch einmal drei Meter weiter ging. „Es sind noch kleine Fehler drin“, analysierte Schuster.
Dennoch ist Eisenbichler aus dem Schatten von Severin Freund getreten, der mit Sprüngen auf 128,5 und 131,5 Meter als 21. erneut eine Enttäuschung verkraften musste. „Das Leben eines Skispringers ist manchmal bescheiden“, sagte der Weltmeister. Trost gab es von Ehefrau Caren, die wie Freunds Eltern an der Schanze mitfieberte, und dem Bundestrainer: „Severin kämpft tapfer.“
Trotz seiner Formkrise ließ sich Freund die Laune nicht vermiesen. „Dafür macht es bei den Tourneestationen einfach zu viel Spaß“, sagte der 28-Jährige. Sein Rezept für 2017: „Manchmal ist es einfach so, dass das einzige was weiterhilft, die Geduld ist. Und die Sachen weiter zu machen und zu forschen, wann endlich der richtige Schlüssel gefunden ist, dass es einen wirklich mal einen Schritt nach vorne wirft.“
Dieses Erlebnis hatte Stephan Leyhe am Neujahrstag. Sprünge auf 135,5 und 134 Meter katapultierten ihn auf Rang acht - das beste Weltcupergebnis seiner Karriere. „Für ihn freut es mich sehr“, gratulierte Schuster. Auch Andreas Wellinger als 13. und Richard Freitag auf Rang 15 starteten ansprechend ins neue Jahr. Schusters Halbzeit-Fazit: „Insgesamt ist es ein ganz ordentlicher Auftritt, auch wenn das absolute Highlight bisher fehlt.“