Freund untermauert Medaillenambitionen bei Skiflug-WM
Harrachov (dpa) - Nach einem Traumflug in der Qualifikation darf Severin Freund auf das erste deutsche WM-Gold im Skifliegen seit zwölf Jahren hoffen, Andreas Wank und Marinus Kraus mussten ihre Medaillenambitionen am Teufelsberg dagegen frühzeitig aufgeben.
Während Freund mit 204 Metern aufhorchen ließ, erlebten die beiden Team-Olympiasieger in Harrachov ein Debakel und wurden nach schlechten Trainingssprüngen von Bundestrainer Werner Schuster aussortiert. „Topfavorit ist sicher Peter Prevc. Aber das Podium hat drei Plätze. Ich werde angreifen und alles dafür tun, dass ich vorne reinkomme“, richtete Freund eine Kampfansage an die Konkurrenz.
Neben dem überzeugenden Frontmann vertreten Andreas Wellinger, Michael Neumayer und Markus Eisenbichler, die alle locker die Qualifikation überstanden, die deutschen Farben bei den Titelkämpfen in Tschechien. Dort knüpfte Freund nahtlos an die Topleistungen der vergangenen Wochen an. „Der letzte Sprung hat richtig Spaß gemacht und gibt viel Selbstvertrauen“, erklärte der Bayer.
Schon im Training hatte der viermalige Saisonsieger mit 188,5 und 191 Metern unter Beweis gestellt, dass er in die Fußstapfen von Sven Hannawald treten kann. Der Altmeister, der 2002 an gleicher Stätte triumphiert hatte, traut Freund einiges zu: „Bei ihm ist der Knoten geplatzt. Er ist das beste Beispiel dafür, was eine Olympia-Medaille mental bewirken kann.“
Freund geht also als heißer Medaillenanwärter in die Einzelentscheidung am Freitag und Samstag, trifft allerdings auf harte Konkurrenz. Wie Freund brillierten in den Übungssprüngen auch Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch aus Polen und vor allem der Slowene Prevc, der nach der Landung bei 214 Metern allerdings in den Schnee griff.
In Freunds Sog wiesen Wellinger und Neumayer ansteigende Form nach, so dass die DSV-Adler auch im Teamwettbewerb am Sonntag nach einer Medaille greifen könnten. „Wir haben das Springen nicht verlernt. Die anderen müssen sich strecken, wenn sie an uns vorbei wollen“, tönte Wellinger.
Die Team-Olympiasieger Wank und Kraus enttäuschten dagegen im Training und wurden von Schuster zum Zuschauen verdonnert. „Ich bin ein wenig traurig und etwas frustriert. Ich habe hier neues Material probiert, weil es mit dem alten nicht mehr funktioniert hat. Aber der Wechsel war zu einschneidend“, begründete Wank seine schwache Leistung.
Er drückt nun Freund die Daumen: „Severin hat alles drauf. Wenn er seine Sachen beisammen hat, springt er um die Medaillen mit. Ich wünsche es ihm sehr, nachdem er so oft Vierter war“, sagte Wank. Freund will am Teufelsberg im tschechischen Riesengebirge endlich den Fluch besiegen und seine erste Einzelmedaille bei einem Großereignis gewinnen. „Er kann die anderen Topleute herausfordern“, sagte Schuster zu den Chancen seines Vorzeigespringers.
„Er hat ein super System, das auf allen Schanzen funktioniert. Er hat eine hohe Selbstverständlichkeit in seinen Sprüngen und findet schnell die optimale Anlaufposition. Und seine Landeanflüge sind perfekt“, beschrieb der Coach die Vorzüge des 25 Jahre alten Bayern. Der fürchtet eigentlich nur eines: „Ich hoffe und bete, dass das Wetter hält.“