Freund verzichtet nach gutem Training auf Qualifikation
Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Vor dem zweiten Teil des Schanzenduells mit Topfavorit Peter Prevc griff Auftaktsieger Severin Freund in die Psycho-Trickkiste.
Wie einst Sven Hannawald bei seinem Grand Slam vor 14 Jahren verzichtete der Skisprung-Weltmeister auf die Qualifikation für das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, bei dem insgesamt zehn DSV-Adler an den Start gehen. „Ich glaube, ich habe die Energie aus Oberstdorf gut mitgenommen und die Sicherheit, die ich benötige“, sagte Freund.
Weil der Weltmeister damit automatisch Letzter der Ausscheidung war, dürfen sich die Fans im K.o.-Durchgang gleich auf das Gigantenduell zwischen Freund und Weltcup-Spitzenreiter Prevc freuen. Der Slowene war mit 139 Metern in der Qualifikation klar der Beste. „Ich bin sehr zufrieden, denn ich springe hier auf einem hohen Level“, sagte Prevc.
Er setzte sich vor Tournee-Titelverteidiger Stefan Kraft aus Österreich, der 135,5 Meter weit sprang, und dem Norweger Johann Andre Forfang durch. Bester DSV-Springer war Richard Freitag auf Rang fünf. Der Sachse kam auf 132,5 Meter. „Ich freue mich tierisch auf morgen. Hier ist etwas drin, ich muss es nur herauskitzeln“, sagte Freitag. Seinem Zimmerkumpel Freund traut er erneut viel zu: „Man hat gesehen: Er ist stabil, er ist fit und hat die Überzeugung. Ich glaube, er springt auch morgen wieder richtig gut.“
Auch Stephan Leyhe, Andreas Wank, Andreas Wellinger, Michael Neumayer, Karl Geiger, Marinus Kraus, Pius Paschke und David Siegel sind im zweiten Tournee-Wettbewerb am Freitag dabei. Etwas mehr trinken am Silvesterabend dürfen Markus Eisenbichler, Tim Fuchs und Paul Winter. Das Trio schied in der Qualifikation aus und muss zuschauen.
Nach zwei überragenden Probesprüngen auf 133 und 136,5 Meter packte Freund seine Sachen und begab sich ins Teamhotel. „Es war in den vergangenen Jahren nicht selbstverständlich, dass ich hier so gut gesprungen bin im Training. Das war das Ziel für heute, das habe ich geschafft. Deshalb bleibt nicht mehr viel übrig für die Quali“, begründete Freund seinen Verzicht.
„Es war das Ziel, sich ganz schnell auf die Schanze umzustellen. Das ist ihm glänzend gelungen. Deshalb soll er ein wenig Kraft sparen“, sagte Bundestrainer Werner Schuster. Dessen Plan scheint aufzugehen, denn im Sommer hatte er mehrere Trainingslehrgänge in Garmisch angesetzt und zudem in einem Kurs den kompletten Tourneeablauf simuliert. „Speziell Severin hat das weitergebracht. Er hatte hier immer die meisten Schwierigkeiten.“
Davon war am Donnerstag nichts zu sehen. Von Beginn an war Freund auf Augenhöhe mit Prevc. Im ersten Trainingsdurchgang lag der Slowene knapp vorn, im zweiten Versuch der Deutsche. „Es hilft natürlich, wenn man mit einem Sieg hierherkommt. Da findet man schneller in die Spur. Ich denke, auch der Sommer hat etwas gebracht, weil wir da den Schanzenwechsel trainiert haben. Es war für mich klarer, was ich hier zu tun habe.“ Kein schlechtes Omen für Freunds erste große Herausforderung im Jahr 2016.
Die deutschen K.o.-Duelle beim zweiten Tournee-Wettbewerb:
Michael Neumayer (Oberstdorf) - Maciej Kot (Polen)
Karl Geiger (Oberstdorf) - Andreas Stjernen (Norwegen)
Andreas Wellinger (Ruhpolding) - Anze Lanisek (Slowenien)
Andreas Wank (Hinterzarten) - Robert Kranjec (Slowenien)
Stephan Leyhe (Willingen) - Gregor Schlierenzauer (Österreich)
David Siegel (Baiersbronn) - Michael Hayböck (Österreich)
Marinus Kraus (Oberaudorf) - Anders Fannemel (Norwegen)
Richard Freitag (Aue) - Pius Paschke (Kiefersfelden)
Severin Freund (Rastbüchl) - Peter Prevc (Slowenien)